Content:

Sonntag
17.10.2004

Das Fernsehzentrum Babelsberg ist komplett vom Studio Hamburg übernommen worden. Der Vertrag sei in der vergangenen Woche unterschrieben worden, teilte Martina Maass, Sprecherin des Fernsehzentrums, mit. Die Hamburger Film- und Fernsehproduktionsfirma, eine Tochter des Norddeutschen Rundfunks (NDR), bestätigte die Übernahme. Sie übernimmt vom französischen Vivendi-Konzern die restlichen Anteile von 50% zum Preis von 900 000 Euro. Eine Genehmigung des Bundeskartellamtes steht noch aus. «Wir rechnen damit, dass der Verkauf in vier Wochen gültig ist», sagte Maass in einer Presseerklärung. Auswirkungen auf die Firmenstruktur soll die Übernahme nicht haben. Kurzfristig zumindest werde sich nichts ändern, sagt eine Sprecherin. Alle vier Studios seien derzeit voll ausgelastet. Die Fernsehzentrum Babelsberg GmbH bleibt laut Maass eigenständig und wird in die Unternehmensgruppe Berlin-Brandenburg Media von Studio Hamburg eingereiht. Allerdings erhoffe man sich Synergieeffekte durch eine engere Kooperation mit der Berlin-Brandenburg Media GmbH.

Das Studio Hamburg ist eines der führenden Häuser für Film- und Fernseh-Produktionen in Deutschland. Die Studios mit bislang zwölf Ateliers in Hamburg und sieben Ateliers in Berlin-Adlershof arbeiten extrem kosteneffektiv. Zu den Kunden gehören neben den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern auch freie Film- und Fernsehproduzenten. Die Fernsehzentrum Babelsberg GmbH war im Herbst 1995 gegründet worden, Studio Hamburg und Vivendi hielten seitdem jeweils 50%. Schwerpunkt der Babelsberger Fernsehstudios ist die Produktion von Serien und Shows. Hauptauftraggeber sind RTL mit der Serie «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» und die ARD mit der Kinderserie «Schloss Einstein». Ausserdem stellt das Unternehmen Fremdfirmen Studios, Ausstattung und Personal zur Verfügung. Fünf Mitarbeiter sind hier fest angestellt, 18 arbeiten frei.

Studio-Hamburg-Chef Martin Willich hatte bereits im Sommer eine 100%-Lösung für das Fernsehzentrum Babelsberg angestrebt. Ursprünglich wollte das Unternehmen nicht nur das Fernsehzentrum, sondern auch die Filmstudios Babelsberg von Vivendi übernehmen, hatte sich aber wegen der zu hohen Investitionen vom Bieterverfahren zurückgezogen.

Im Juli gingen die Filmstudios dann für den symbolischen Preis von 1 Euro an die Münchner Investoren Carl Woebcken und Christoph Fisser. Woebcken hatte erklärt, Vivendi ebenfalls ein Angebot über 900 000 Euro für die restlichen 50% unterbreitet zu haben. Studio Hamburg hatte jedoch ein Vorkaufsrecht für diesen Anteil, dessen Wert Vivendi im Juli dieses Jahres noch auf 5 Mio. Euro taxiert haben soll.

Die Zukunft des traditionsreichen Studios Babelsberg wird nach Ansicht von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) frühestens zum Jahresende einzuschätzen sein. Erst zu diesem Zeitpunkt könnten auch tragfähige Einschätzungen zur Arbeitsplatzentwicklung vorgenommen werden. Nach den Darstellungen von Junghanns wurde Studio Babelsberg mit insgesamt 6 Mio. Euro gefördert, darunter 2,4 Mio. Euro Landesmittel. Damit verbunden seien Auflagen wie unter anderem der Erhalt von 200 Arbeitsplätzen in den Filmstudios Babelsberg bis zum 23. Januar 2007.