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Donnerstag
03.11.2011

Was für ein Geschenk, dass die SRG mir, dem angefressenen Fussball- und Eishockeyfan par excellence, ab der Saison 2012/2013 machen will: «Die SRG sichert sich für die kommenden Jahre das umfassendste Sportrechte-Portefeuille ihrer Geschichte mit nationalen und internationalen Top-Veranstaltungen.» Dumm nur, dass ich dieses Geschenk, das ich notabene als Gebührenzahler selber bezahlen muss, gar nicht haben will. Ein Kommentar von Fussball- und Eishockeyfachmann Matthias Engel, Redaktor beim Klein Report.

Während ich nicht weiss, wie viel die SRG für die Fussball- und Eishockeyübertragungen - und damit jeder von uns  - zahlt, weiss ich, wie viel mir jeweils der lokale Fussball- und Eishockeyklub wert sind: 320 Franken zahlen ich für das Jahresabo meines Fussballteams, 595 Franken für das Jahresabo meines Eishockeyvereins. Nicht unbedingt die Resultate, wohl aber die geleistete Arbeit sind mir diese Beiträge wert, handelt es sich doch um zwei bodenständige und innovative KMU, welche viel für zwei Randregionen leisten, die gewöhnlich von der Medienstadt Leutschenbach ignoriert werden.

Nur: Künftig bestimmt die SRG mit, wann das Publikum in besagten Randregionen in den Stadien zu erscheinen hat. Von früheren Live-Spiel-Jahren weiss man, dass die Fernsehsportler aus Leutschenbach zwecks besserem Programmablauf gerne mal Fussballspiele mittwochs um 20.45 Uhr oder sonntags um 13.30 Uhr ansetzen. Dass beim ersten Beispiel schon der Berner Oberländer Fan nicht mehr mit dem Zug ins Wallis und wieder zurückreisen kann, interessiert die Leutschenbacher nicht. Dass wie einst bei SAT.1 Schweiz (so fantastisch neu ist das Live-Spiel-Konzept gar nicht!) die Fernsehspiele immer um 16.00 Uhr laufen sollen, ist zu schön, um wahr zu sein: 1. Hatten Tennisturniere, Formel-1-Rennen und Skiwettkämpfe bei der mit Sportrechten vollgestopften SRG in der Programmplanung noch immer Vorrang und 2. wird gemunkelt, dass abseits der Live-Kameras ausgetragene Super-League-Partien künftig spätestens um 16.00 Uhr abgepfiffen werden müssen. Da freut sich der Zürcher auf Sonntagmorgenreisen nach Genf.

Apropos Genf: Als Eishockeyfan aus der Romandie und dem Tessin war man mit der bisherigen Live-Spiele-Regelung in der National League A völlig zufrieden. Übertragen wurden jeweils die Derbys Servette Genf - Fribourg-Gottéron und Lugano - Ambri. Bei jenen zwölf TV-Spielen waren die Eishockeyhallen nämlich ohnehin immer ausverkauft, Fans, die keine Tickets mehr ergattern konnten, freuten sich dementsprechend über die Live-Bilder. Nur: Künftig werden auf TSR die Romandie-Derbys nicht mehr zu sehen sein, weil die Einschaltquoten zu tief gewesen seien. Ja wo hat man denn die Zahlen gemessen, etwa im Unterwallis? Ich wage zudem zu bezweifeln, ob künftig eine Live-Übertragung Davos - Rapperswil in der Westschweiz mehr Zuschauer vor den Bildschirm locken wird als die bisherigen TV-Spiele mit welscher Beteiligung.

Ich werde weiterhin meine beiden Sport-KMU vor Ort im Stadion unterstützen, egal um welche Uhrzeit. Die ach so tollen SRG-Übertragungen werde ich dagegen erst richtig wahrnehmen, wenn ich dereinst mittags in einem halbleeren Stadion stehen muss oder montags am Briefkasten feststelle, dass die Billag-Gebühren trotz allen Versprechen nicht gesunken sind.