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Mittwoch
20.10.2004

Die Sinclair Broadcast Group, die grösste US-TV-Kette, zieht die Ausstrahlung eines auf Freitag geplanten Dokumentarstreifens über John Kerrys Anti-Vietnamkriegsaktivitäten vor über 30 Jahren teilweise zurück und sendet nur Ausschnitte daraus. Der für seine Nähe zu den Republikanern bekannte TV-Anbieter musste dem Druck von Anlegern und Werbeauftraggebern nachgeben, die sich bei Sinclair-CEO David D. Smith beschwert hatten. Ausserdem drohten der Senderkette, die derzeit nicht gerade mit Werbeeinnahmen gesegnet ist, Klagen von Anlegern und Werbekunden bei der US-Medienaufsichtsbehörde FCC.

Nun will Sinclair anstelle des 42-minütigen Films mit dem Titel «Die geraubte Ehre: Wunden, die nie verheilen» nur Auszüge daraus in einer Sendung über den Einfluss von politischen Dokumentationen auf den Wähler zeigen - und dies auch nur in 40 von 62 Bundesstaaten, darunter den so genannten Swing States Ohio, Florida und Pennsylvania, berichtete die «New York Times» (NYT) in ihrer Mittwochsausgabe.

Als vergangene Woche bekannt wurde, dass Sinclair den Streifen zeigen wollte, entbrannte ein Sturm der Entrüstung, der auch die Börsenkapitalisierung der Senderkette erfasste. So sank in den vergangenen 10 Tagen der Kurs um 17%, und die Kapitalisierung verringerte sich im gleichen Zeitraum um 140 Mio. US Dollar.

Wichtiger noch: Burger King kündigte an, ihre TV-Spots für nächsten Freitag von allen Sinclair-Sendern zurückzuziehen. «Burger King will sich während der Wahlkampagne Neutralität bewahren», wird ein Sprecher in der NYT zitiert. Ausserdem hat der Controller eines New Yorker Pensionskassenfonds den CEO brieflich um Antwort von CEO Smith gebeten, warum sich der Sender als politischer «Partisan» bewege, statt sich um den Schutz des Shareholder Value zu kümmern.

Sinclair-Executives zählen laut NYT zu den stärksten Unterstützern von US-Präsident George W. Bush und sind öfter durch polarisierende Statements aufgefallen. So wollte Sinclairs TV-Stationen im April auch nicht das ABC-«Nightline»-Programm senden, in dem die Namen der im Irak gefallenen US-Soldaten laut vorgelesen wurden. Sinclair bezeichnete die Sendung als «unpatriotisch».