Der Schweizer Presserat muss sich mit einer Karikatur befassen, die am Tag nach der Abstimmung zu den Einbürgerungsvorlagen im «Tages-Anzeiger» erschienen ist. Ein Zürcher SVP-Politiker hat eine Beschwerde eingereicht. Die Karikatur von Nico zeigt, wie ein Mann an einem «Puurezmorge» der SVP einen Ausländer an einem Drehspiess grillt. Dabei sagt der Mann mit Kochmütze: «Stimmt überhaupt nicht, dass wir Ausländer nicht mögen, sie müssen nur gut gewürzt sein.» Gegen diese Karikatur hat nun der Stadtzürcher SVP-Kantonsrat Christian Mettler eine Beschwerde beim Schweizer Presserat eingereicht, wie er am Mittwoch in einem Communiqué mitteilte.
Er macht unter anderem geltend, «dass die Darstellung eines Ausländers, der auf einem Grill gebraten wird, gegen die Menschenwürde verstösst». Mettler ist der Ansicht, dass der Karikaturist Nico die Grenzen der Satire massiv überschritten habe. Der SVP-Politiker will die Stellungnahme des Schweizer Presserats abwarten, um allfällige rechtliche Schritte einzuleiten, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA erklärte.
Die Karikatur von Nico hatte eine grosse Kontroverse ausgelöst. So waren die Leserbriefseiten des «Tages-Anzeigers» an mehreren Tagen voll gewesen mit Pro- und Kontra-Meinungen. Die heftigste Kritik kam ausgerechnet von Seiten der SVP, die bei ihren Kampagnen nicht gerade zimperlich ist. Jüngstes Beispiel dafür waren die Moslem-Inserate gegen die Einbürgerungsvorlagen.
Der Presserat hat sich nicht zum ersten Mal mit einer Karikatur von Nico zu befassen. Im letzten Frühling war es um eine Karikatur zur Zypern-Abstimmung gegangen, die das griechisch-zypriotische Volk diskriminiert haben soll. Die entsprechende Beschwerde wurde aber abgewiesen, wie der Presserat Anfang September mitteilte.
Mittwoch
13.10.2004