Medienwissenschaftler untersuchten im Auftrag des Bundes noch weitere Fragestellungen bezüglich der Schweizer Medienlandschaft. So untersuchte das Swiss Centre for Studies on the Global Information Society an der Universität Zürich den «Pluralismus und Vielfalt in Regionalzeitungen». Grundlage waren eine Strukturanalyse, Inhaltsanalysen von 27 Tageszeitungen sowie Leitfadengespräche mit 30 Politikern und 34 Medienschaffenden der entsprechenden Region.
Die Studie kommt zum Schluss, dass ein dominantes Medienunternehmen pro Region den Regelfall darstellt. Die demokratierelevante Berichterstattung beschränk sich oft auf kritiklose Ereignisberichterstattung zu gesellschaftspolitischen Themen ohne Hintergrundinformation. Die kantonale Berichterstattung werde unterschiedlich umfassend gewährleistet. Die Chronistenpflicht werde zugunsten selektiver Themenwahl vernachlässigt. Kontroverse Themen würden favorisiert und auch die Ratsberichterstattung werde durch eine stärkere Personalisierung, eine Verschiebung zur Exekutive und eine Boulevardisierung geprägt.
Die befragten Medienschaffenden gelangten zur wenig überraschenden Erkenntnis, dass sich mangelnde publizistische Konkurrenz nachteilig auswirkt. Die Journalisten beklagten weiter die Seitenzahlenreduktion, den Stellenabbau, den Verlust an journalistischer Sachkompetenz bzw. Qualitätseinbussen als Folgen der Sparmassnahmen. Beanstandet wurden auch die Boulevardtendenzen der eigenen Onlineportale.
Nach Einschätzung der befragten Politikerinnen und Politiker erfüllten Regionalzeituneng nach wie vor eine zentrale Funktion, ein qualitativer und quantitativer Abbau sowie geringere Vielfalt seien jedoch unübersehbar. Den Zeitungen fehlten Ressourcen und die Abhängigkeit von Texten Externer steige, wodurch sich auch die Einflussnahme politischer PR vergrössere. Die Journalistinnen und Journalisten seien jung, unerfahren, ohne politisches Grundwissen und oft auch ohne Kenntnisse der Regionen.
Die «Auswirkungen des Internets auf die journalistische Praxis und berufskulturelle Normen» wurden vom Institut für Angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft untersucht. Zu diesem Zweck wurden Leitfadengespräche mit 48 Redaktorinnen und Redaktoren von zwölf Redaktionen (Print, Online, TV; ohne SRG) der Deutschschweiz und der Romandie geführt sowie die Arbeit auf den Redaktionen beobachtet.
Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass der steigende Produktivitätsdruck und die Privilegierung unternehmerischer Ziele gegenüber publizistischen Überlegungen die journalistische Vielfalt stärker gefährden als die konvergenten Redaktionsstrukturen. Das Internet ermögliche publizistische Vielfalt nur bedingt. Nicht technologische Faktoren seien entscheidend für die Vielfalt, sondern ökonomische, soziale Faktoren sowie berufskulturelle Normen. Dass Medien zunehmend andere Medien zitieren, ist keine überraschende Erkenntnis. Dieser Trend nehme mit der steigenden Bedeutung des Internets zu, bzw. werde durch aktuelle Tendenzen - Konvergenz, Bedeutungsgewinn von Onlineangeboten, Produktionsdruck, das geringe Wissen der Journalistinnen und Journalisten - noch grösser, meinen die Autoren der Studie. Dieser Selbstbezug innerhalb der Branche führe nicht zu Vielfalt, sondern zu einem einseitigen Blick auf gesellschaftliche Geschehnisse.
Das Internet stelle eigentlich höhere Anforderungen an die Professionalität der Journalistinnen und Journalisten bezüglich Recherche, Selektion, Gewichtung, Qualität der Information, Quellenkritik etc. In Wirklichkeit fehlten den Medienschaffenden aber die entsprechenden Kompetenzen, meinen die Autoren. Vor allem auch, weil im Onlinebereich vor allem weniger erfahrene, wenig ausgebildete Redaktorinnen und Redaktoren beschäftigt werden. Was sich nicht ergoogeln lasse, finde medienöffentlich nicht statt, heisst es in der Untersuchung. Die Fokussierung auf Aktualität führe zu einer Reduktion der Perspektiven- und Stimmenvielfalt.
Das Forschungsbüro Ecoplan evaluierte die Presseförderung seit 2008 sowie alternative Modelle. Zur Anwendung kamen quantitative Auswertungen und Schätzungen auf der Basis diverser Daten sowie qualitative Interviews mit Exponenten der Post und des Verbands Schweizer Medien sowie Expertenworkshops.
Die Schweizer Presse wird bekanntlich mittels zweier indirekter Massnahmen gefördert: Durch eine Verbilligung der Posttarife für die Postzustellung von Lokal- und Regionalzeitungen sowie von Mitgliedschaftszeitschriften gibt der Bund aktuell 30 Millionen Franken aus. Mit weiteren rund 60 Millionen Franken wird die Presse durch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz für Druckerzeugnisse gefördert. Die Wirksamkeit dieser Form der indirekten Presseförderung sei im Hinblick auf die politischen Ziele der publizistischen Vielfalt und die staatspolitische Relevanz der geförderten Presse «sehr begrenzt», kommt die Untersuchung zum Schluss.
Die Studie empfiehlt unter anderem, die Presse entsprechend gemäss zu definierenden Kriterien gezielter und selektiver zu fördern und die Posttaxverbilligung für die Mitgliedschaftspresse abzuschaffen oder restriktiver zu handhaben. Ergänzend könnte die Presse auch direkt unterstützt werden, zum Beispiel, indem Projekte gefördert werden, welche zur Meinungsvielfalt beitragen.