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Donnerstag
28.12.2006

Dass sogar Berge als Projektionsflächen für Werbebotschaften herhalten müssen, ist neu. Entsprechend kritisch wird die neue «Lichtverschmutzung» von Kritikern in der Bevölkerung und unter Heimatschützern im Engadin diskutiert. Anlass der Schelte ist das Standbild am Corvatsch in der Grösse von vier Fussballfeldern, einer Installation, mit der die Bergbahnen Engadin/St. Moritz auf ihren 100. Geburtstag aufmerksam machen wollen.

Mit einem Projektor der Superlative wurde am Mittwochabend erstmals mit einer Leistung von 12 000 Watt Reklame von der Mittelstation der Corvatschbahn an den 950 Meter entfernten Nordhang auf rund 3000 Metern Höhe geworfen. Mit 163 auf 163 Metern ist das Standbild so gross, dass die Promotoren sogar einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde beantragt haben. Der Berg soll im Januar und Februar während sechs Wochen zum Reklameträger werden.

Aufgebrachte Kritiker ärgern sich, dass es sich nicht nur um Werbung in eigener Sache handele, sondern auch das Markenzeichen eines Kaugummi-Produzenten im Hochgebirge zu sehen sein werde. Laut Dieter Bogner treffe dies zwar zu, doch würden keine Werbeflächen verkauft, sagte der Geschäftsführer der Oberengadiner Bergbahnen am Donnerstag. Den Organisatoren einer Freestyle-Schneesportveranstaltung von Mitte Januar sei lediglich die Möglichkeit eingeräumt worden, während der Durchführung dafür zu werben.

Die Engadiner Sektion des Schweizer Heimatschutzes setzt dagegen, dass es grundsätzlich nicht anginge, Berge für Reklame zu missbrauchen. Präsident Johannes Etter fordert darum die sofortige Einstellung der nächtlichen Illumination. Einheimischen sowie Gästen müsse der einmalige Blick in den Sternenhimmel erhalten bleiben.

Genehmigt wurde die Werbung im Hochgebirge von der Standortgemeinde Silvaplana und ist gemäss Bündner Raumplanungsgesetz rechtens. Um gegen die «Lichtverschmutzung», wie Peter Baumgartner vom kantonalen Amt für Natur und Umwelt das Lichtspektakel nennt, vorgehen zu können, bräuchte es erst eine Klage.