Die Personalkommission des «Tages-Anzeigers» hat in einem Brief ihrem Ärger wegen der Sparvorhaben bei Tamedia Luft verschafft und Sympathie mit den Westschweizer Kollegen bekundet. Im Schreiben, adressiert an Verleger Pietro Supino, den Vorsitzenden der Unternehmensleitung Christoph Tonini und Serge Reymond, den Leiter der Bereiche Publications romandes und Medien Deutschschweiz, kritisieren die Kommissionsmitglieder das «Effizienzsteigerungs- und Wachstumsprogramm», das primär ein Kostensenkungsprogramm darstelle.
Die Personalkommission rechnet denn auch mit einem Personalabbau. «Auch wenn die Unternehmensleitung beteuert, es sei noch keine einzige konkrete Massnahme beschlossen, sind wir überzeugt, dass die Sparübung nicht ohne Personalabbau erfolgen wird», teilte die Kommission mit. «Das haben die Erfahrungen der vergangenen Jahre mehrfach gezeigt.» Auch der Umstand, dass eine konkrete Sparsumme genannt werde, sei ein Indiz dafür, dass in der Unternehmensführung konkrete Vorstellungen vorhanden seien, wie der Betrag eingespart werden solle.
Die Sparvorhaben seien «nicht nachzuvollziehen, weil es der Tamedia finanziell alles andere als schlecht geht», so die Personalkommission weiter. Es werde zudem suggeriert, dass es sich beim Strukturwandel quasi um ein Naturereignis handle, dem man lediglich mit Kostensenkungen begegnen könne. «Unerwähnt bleibt, dass dieser Strukturwandel auch durch Unternehmensentscheide, wie etwa die anhaltende Abgabe von Gratisinformationen, zusätzlich begünstigt und beschleunigt wird.»
Das Renditeziel von 15 Prozent bezeichnet die Personalkommission als «absurd» und «völlig unrealistisch». Zwar lehne Tamedia Quersubventionierungen ab und verlange, dass jedes Medium auf eigenen Beinen stehen müsse, heisst es in der Stellungnahme weiter. Dabei sei längst offensichtlich, dass mit den Mitteln, die durch die mehrfachen Sparübungen der letzten Jahre freigeworden seien, der Erwerb zahlreicher medienfremder Produkte mitfinanziert worden sei.
«Die Führung eines Medienunternehmens darf sich nicht im ständigen Blick auf die Zahlen erschöpfen.» Es sei der Eindruck entstanden, Engagement und Qualitätsarbeit machten sich gar nicht bezahlt. Während das Personal höchstens geringe Lohnerhöhungen erhalte, würden sich Unternehmensleitung und Verwaltungsrat regelmässig höhere Bezüge gewähren. «Wir appellieren hiermit an Sie, von der angekündigten Sparübung abzusehen, und fordern Sie auf, eine überzeugende Strategie zur Förderung der bestehenden Medienprodukte zu präsentieren», so die Aufforderung des Personals.
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