25 mutmassliche Internethacker der Gruppe Anonymous sind bei einer konzertierten Interpol-Aktion Mitte Februar in Europa und Südamerika festgenommen worden, wie erst jetzt bekannt wurde. Immer wieder sollen diese die Webseiten von staatlichen Einrichtungen lahmgelegt haben, zuletzt in der Nacht zum Mittwoch die Webseite der internationalen Polizeiorganisation selbst. Erst am Montag hatte Wikileaks-Gründer Julian Assange in London an einer Pressekonferenz die Veröffentlichung von E-Mails der US-Strategieberatungsfirma Stratfor angekündigt.
Interpol sprach von einer Aktion gegen «koordinierte Cyber-Attacken, die von Argentinien, Chile, Kolumbien und Spanien ausgingen». Die Festgenommenen im Alter zwischen 17 und 40 Jahren stünden im Verdacht, unter anderem Webseiten des kolumbianischen Verteidigungsministeriums, des chilenischen Stromunternehmens Endesa und der dortigen Nationalbibliothek angegriffen zu haben.
Anonymous ist ein lockeres Netzwerk von Hackern und Aktivisten, die sich in den vergangenen Jahren zu einer Reihe von Cyber-Attacken bekannt haben und sich für Freiheit im Internet einsetzen. Anonymous ist nur locker organisiert, im Prinzip kann jeder sich als sie ausgeben, ohne dass das Gegenteil bewiesen werden kann. Die ersten unter dem Namen Anonymous durchgeführten Aktionen des losen Kollektivs richteten sich gegen Scientology.
Seitdem reicht das Repertoire von gezielten Hack-Attacken, bei denen Daten entwendet und anschliessend veröffentlicht werden, über sogenannte Defacements, bei denen Webseiten durch Anoymous-Botschaften ersetzt werden, bis hin zu sogenannten Denial-of-Service-Attacken (DDoS-Attacken). Bei letzteren können ohne viel Aufwand Webseiten lahmgelegt werden. Dabei werden die Server mit Anfragen überflutet, bis sie in die Knie gehen. Banken, Kreditkartenfirmen und staatliche Einrichtungen waren gleichermassen Opfer. Zuletzt traf es unter anderem Webseiten des US-Geheimdiensts CIA, der Bundespolizei FBI, des US-Justizministeriums und jetzt auch von Interpol in Brüssel.