Mit dem Chef-Wechsel bei der «NZZ am Sonntag» geht auch eine Teil-Fusion der Redaktionen einher. Der Verlag beteuert indessen, dass die beiden Titel publizistisch «eigenständig» bleiben werden. Es kommt zu einem Stellenabbau.
Konkret werden die Ressorts Wirtschaft und Wissen/Wissenschaft, Technologie & Mobilität zusammengelegt. Hanna Henkel, Ressortleiterin Wissenschaft, Technologie & Mobilität der NZZ, wird das zusammengeführte Ressort Wissen/ Wissenschaft, Technologie & Mobilität leiten. Bei der Wirtschaft übernimmt Chanchal Biswas, Ressortleiter Wirtschaft der NZZ, die Führung.
Doch damit nicht genug: Zusammengeführt werden auch Layout & Produktionsredaktion, Newsroom, Art Direction und Bild. Und: Die Teams von Visuals, Video/TV und Podcast werden künftig für beide Redaktionen arbeiten.
«Mit der verstärkten Zusammenarbeit zwischen der NZZ und der ‚NZZ am Sonntag‘ wollen wir die publizistische Qualität beider Titel stärken und unsere Produkte noch besser auf unsere Kundinnen und Kunden ausrichten. Gleichzeitig wollen wir die Marke NZZ schärfen, indem wir den Digitalauftritt von Tages- und Wochentitel auf nzz.ch verbessern und ausbauen. Dabei ist uns wichtig, dass die eigenständige Positionierung der beiden Print-Titel, die zum Teil unterschiedliche Zielgruppen und Bedürfnisse abdecken, bestehen bleibt», wird Verwaltungsrätin Isabelle Welton an der Zürcher Falkenstrasse dazu zitiert.
Doch ob die publizistische Eigenständigkeit angesichts der nun entfesselten Fusionskräfte gewahrt werden kann, muss sich für den Klein Report erst noch erweisen. Besonders bei der «NZZ am Sonntag».
Denn es ist kein Geheimnis, dass die «NZZ am Sonntag» eher ein linksliberales Publikum anspricht, das Stammblatt unter Chefredaktor Eric Gujer dagegen eher rechts der Mitte geschrieben und gelesen wird.
Zwar bleibe die «Verantwortung für das publizistische Profil und die Inhalte der beiden Zeitungen» bei den beiden Chefredaktionen. Zudem berichtet der neue Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», Beat Balzli, «direkt» an den CEO und ist Teil der Geschäftsleitung. Gleichzeitig ist er aber «publizistisch dem Chefredaktor NZZ unterstellt», heisst es beim Verlag weiter.
Das wirkt wie ein Widerspruch. Ist Balzli nun publizistisch eigenständig oder ist er Eric Gujer unterstellt?
Klären konnte dies auch eine Rückfrage bei Kommunikationsleiterin Karin Heim nicht wirklich: «Der Chefredaktor der ‚NZZ am Sonntag‘ ist wie der Chefredaktor der NZZ Mitglied der Geschäftsleitung. Personell und strategisch untersteht der Chefredaktor der ‚NZZ am Sonntag‘ CEO Felix Graf. Er bildet weiterhin seine eigene Chefredaktion und verantwortet das publizistische Profil und die Inhalte der NZZaS», variierte Heim die Formulierungen der zuvor verschickten Pressemitteilung.
Und gemäss Recherchen des Klein Reports liegt die Budgethoheit über die «NZZ am Sonntag» in den Händen von Eric Gujer.
Die NZZ-Spitze schliesst laut Karin Heim auch eine künftig noch «engere Verzahnung» der beiden Titel nicht aus, auch wenn dies zurzeit nicht geplant sei.
Was aber jetzt schon feststeht, ist, dass es «punktuell» zu einem Stellenabbau kommen wird, wie die Kommunikationsleiterin auf Nachfrage des Klein Reports weiter sagte. «Wie viele und welche Stellen davon betroffen sind, können wir heute noch nicht sagen.»
Man darf gespannt sein, wie die in Gang gesetzte Kernschmelze bei den betroffenen Bereichen im Einzelnen umgesetzt werden wird und wie viele Mitarbeitende davon betroffen sein werden. Und was das alles für das künftige Kräfteverhältnis zwischen Flaggschiff und Sonntagsblatt bedeutet. Und ob womöglich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr zusammengelegt und zusammengestrichen werden wird.