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Sonntag
17.10.2004

Die neuen Informationstechnologien (ICT) können der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) zufolge die Nachfrage nach Journalisten, Künstlern und Angestellten im grafischen Bereich vergrössern. Negativ auswirken könnten sie sich hingegen auf die Qualität der Arbeit und der Arbeitsbedingungen.

Zu diesem Schluss kommt eine am Freitag in Genf veröffentlichte Untersuchung der ILO. Durch die Computerisierung würden insgesamt eher Stellen geschaffen als abgebaut, heisst es in dem Bericht. Allerdings gingen derzeit in einigen Sektoren wie der Druckerei viele Stellen verloren. Vor allem in den USA seien auch bei den Fernsehsendern Stellen in der Produktion durch die Informatiksysteme gefährdet.

Durch die Veränderung der ökonomischen Struktur der Medien, der Kultur und der grafischen Industrie gebe es eine bedeutende Konvergenz und Überschneidung mit anderen Sektoren der ICT-Industrie, erklärte John Myers, Autor des Berichts «The Future of Work and Quality in the Information Society: The Media, Culture and Graphical Sector».

Unter den Berufen, die von den ICT betroffen sind, seien Journalisten weiterhin sehr gefragt. So werde in den USA die Zahl der Autoren und Redaktoren von 2002 bis 2012 um 16% zunehmen. Bei den Reportern und Korrespondenten werde sie um 6,2% steigen. Die Zahl der Fotografen werde um 13,6% zunehmen, jene der Film- und Videomonteure um 26,4% und jene der Grafiker um 22%.

2003 gab es in Europa mehr als eine Million Stellen in der Film- und audiovisuellen Produktion. 1995 waren es 850 000. In den USA beschäftigte die Filmindustrie 2002 rund 600 000 Menschen, gegenüber 221 000 im Jahr 1985. Diese Zunahme war unter anderem durch die Special-Effects-Technologie bedingt.

Für die ILO stellen sich aber Fragen im Hinblick auf die Qualität der Arbeit sowie beispielsweise zum Copyright-Schutz für Autoren und Performer. Bei Journalisten bestehe die Gefahr, dass sie unter einem noch grösseren Zeitdruck arbeiten müssten. Es werde vermehrt unregelmässige Arbeitsrhythmen, befristete und prekäre Arbeitsverträge geben, befürchtet die ILO.

In der kommenden Woche werden Vertreter von Regierungen, Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus 50 Ländern an einer ILO-Sitzung die Auswirkungen der zunehmenden Bedeutung der ICT für die Berufsgruppen in Medien, Kultur und der grafischen Industrie erörtern. Diskutiert werden auch Themen, die am zweiten Teil des Weltinformationsgipfels (WSIS) im November 2005 in Tunis aufgenommen werden können.