Die aus der früheren EC-Karte hervorgegangene Maestro-Karte steckt zwar in fast allen Schweizer Portemonnaies, aber für den Einkauf in Schweizer Online-Shops kann sie vorläufig nicht verwendet werden. Grund: Die Schweizer Banken zögern, das Angebot auf die 4,5 Millionen Schweizer Maestro-Karten auszudehnen. Offene Sicherheits- und abwicklungstechnische Fragen seien die Gründe dafür, hat eine Umfrage der Nachrichtenagentur SDA bei verschiedenen Banken ergeben. «Wir sehen derzeit kein Kundenbedürfnis für die Bezahlung von Einkäufen im Internet mit der Maestro-Karte. Die Kreditkarten erfüllen diese Funktion vollumfänglich», zitiert die SDA zum Beispiel UBS-Sprecher Axel Langer. Zudem sei es technisch sehr aufwendig, die Informatik der Banken für Online-Zahlungen mit Maestro-Karten anzupassen.
Kurioserweise kann hingegen ausländisches Plastikgeld mit demselben Logo schon bald für Einkäufe in Schweizer Onlineshops verwendet werden. Das Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken, die der Schweizer Telekurs vergleichbare Concardis, bietet den Schweizer Onlineshops die von der Mastercard verwendete Sicherheitslösung SecureCode nun auch für die Maestro-Karten an. Und der Druck steigt auch auf hiesige Anbieter. Wegen der Fussball-Europameisterschaft «Euro 2008» in der Schweiz und Österreich wollen Sportanlass-Dienstleister die Fans in beiden Ländern locken, Angebote übers Internet auch mit der Maestro-Karte zu kaufen. Interessant wäre dies für die jugendlichen Fans, die zwar eine Maestro-Karte haben, aber keinen Zugang zu einer Kreditkarte bekommen.
Bereits seien mehrere Sportanlass-Dienstleister in der Schweiz auf den Zug aufgesprungen, meldet Concardis, ohne Namen zu nennen. Grundsätzliches Interesse bekunden die grossen Billetverkäufer Ticketcorner und Ticket Online, sie wollen aber noch den Markt beobachten. «Wenn die Bedingungen stimmten, würden wir das System einführen», sagt auch der Chef des zur Migros gehörenden grössten Schweizer Online-Supermarkts LeShop, Christian Wanner.
Ein Grund für die Zurückhaltung der Banken dürfte auch noch sein, dass sie die Position ihrer Kreditkarten nicht mit einer Internet-tauglichen Maestro-Karte weiter unterminieren wollen. Denn schon die Offensive der Gratis-Kreditkarten von Coop und Migros hatte Bewegung in die lange in Stein gemeisselten Jahresgebühren gebracht. Sollte die Maestro-Karte für Zahlungen im Internet aufgerüstet werden, würde das Kreditkartengeschäft noch schwieriger, schätzen Branchenkenner.
Freitag
05.01.2007