Content:

Montag
13.08.2012

missen-massaker-laesst-die-koepfe-rollen_71110_1344682121

Fast wie zehn kleine Negerlein (also korrekt Schwarzafrikaner) gehen in der neuen Komödie von Michael Steiner (Bild) die Missen über den Jordan: Bereits in den ersten Minuten ist der hübsche Kopf einer Krönchen tragenden Miss im Zürcher Kaufleuten ab, bestaunt von den Laiendarstellern Gilbert Gress, Roger Schawinski und Viktor Giacobbo.

Ein gewisser «Ken» Epiney «moderiert» diesen Anlass und persifliert das ganze Missen-Getue mit all den fachmännisch dreinschauenden, sabbernden alten Herren in fantastischer Weise. Das zur ganzen Missen-Industrie gehörende «Glanz & Gloria» des Schweizer Fernsehens schaltet immer wieder live zur Krönchenvergabe. Nach dem ersten Missen-Opfer greift Missen-Chef Pino, hervorragend gespielt von Mike Müller, drastisch durch und bringt seine Pferdchen wieder auf Linie: «Niemand redet mit niemandem über nichts! Ist das klar?» Die Kandidatinnen wackeln artig mit ihren hübschen Köpfchen.

Nach dem ersten Kopf-ab gehts ab nach Thailand ins Missen-Trainingslager, wo die jungen Frauen auf die ganz grosse Glamour-Welt vorbereitet werden sollen. Hier geht die «Hommage ans Horror-Kino», wie Regisseur Michael Steiner an der Pressekonferenz am Freitag vor der Premiere auf der Piazza Grande in Locarno erläuterte, dann aber erst richtig los. Actionreich verliert eine und einer nach dem andern sein Leben auf der wunderschönen thailändischen Ferieninsel.

Michael Steiner, der mit seinem letzten Film «Sennentuntschi» erst finanziellen Schiffbruch, dann aber mit Hilfe von Constantin Film Schweiz doch noch Erfolge feiern konnte, reisst in «Missen Massaker» mit Wonne alles runter, was nicht niet- und nagelfest ist. Die schwarze Komödie bringt einen grossen Teil des Publikums zum Lachen, andere können sich mit den politisch unkorrekten Dialogen und der oft rasant von einer Horror-Szene in die nächste liebliche Location schweifenden Kamera nicht anfreunden.

Die in Los Angeles lebende ehemalige Miss Schweiz Nadine Vinzens verkörpert ihre Missen-Kollegin Anita Buri als Miss Ostschweiz. Mit Buris typischer Frisur, zwei seitlich gebundenen Pferdeschwänzen, persifliert Vinzens in breitestem Ostschweizer Dialekt ihre Schönheitskollegin absolut gekonnt - um nur ein witziges Beispiel zu nennen.

Drehbuchschreiber Michael Sauter, der bei der Arbeit zu «Achtung, fertig, Charlie!» die Idee zu «Missen Massaker» hatte, überarbeitete zusammen mit Steiner und dem Team von Constantin Film Schweiz um Executive Producer Norbert Preuss und Bernhard Burgener das Drehbuch. «Wir haben vor genau einem Jahr mit der Produktion begonnen», sagte Preuss gegenüber dem Klein Report am Freitag.

Der gesamte Filme habe 3,3 Millionen Franken gekostet, wobei die Zürcher Filmstiftung, das Bundesamt für Kultur (BAK) und sogenannte Succès-Mittel, was zum Bereich der erfolgsabhängigen Filmförderung gehört, zum Budget beigetragen haben. Co-Produzenten sind SRF/SRG und Teleclub. «Eine Minimum-Garantie für Kino und Video haben wir vom Verleiher Filmcoopi Zürich und von Rainbow erhalten», ergänzte Norbert Preuss. «Ein hoher Anteil des Gesamtbudgets sind Barmittel, welche über Constantin Film gekommen sind. Um den Break-even zu erreichen, brauchen wir 130 000 Zuschauer, die sich `Missen Massaker` anschauen», rechnet der sympathische Produzent vor. Der Profi gibt zu bedenken, dass in der Schweiz vielleicht «ein Film pro Jahr über die 100 000er-Marke kommt».

Am Freitagabend fällt für Michael Steiner und seine Missen am Filmfestival von Locarno auf der Piazza Grande um 21.30 Uhr der Startschuss. Auf der grössten Leinwand Europas wird das «Missen-Massaker» fulminant wirken, das am 23. August mit 60 Kopien in der ganzen Schweiz anläuft.