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Dienstag
12.10.2004

Mit der Zeugenaussage eines deutschen Journalisten ist am Dienstag der Milosevic-Prozess vor dem UNO-Tribunal in Den Haag fortgesetzt worden. Der Zeuge sprach von einem teilweise inszenierten Krieg durch die Albaner. Der 41 Jahre alte Berichterstatter hatte nach eigenen Angaben seinerzeit für Springer-Zeitungen über die Balkankriege geschrieben. Er war von dem wegen Kriegsverbrechen angeklagten früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic als einer seiner Zeugen benannt worden.

«Ich schildere, was ich weiss, aber ich bin nicht Instrument einer der beiden Parteien hier», betonte der Zeuge Franz Josef Hutsch wiederholt auf Fragen des Anklägers. Der ehemalige Bundeswehr-Major berichtete ausführlich über seine Erlebnisse als Journalist im Kosovokonflikt 1999 und vor allem über seine Erfahrungen im engen Kontakt mit Truppen der albanischen Rebellenbewegung UCK.

Nach seinem Eindruck hatte es sich im Kosovo zum Teil um einen inszenierten Krieg gehandelt. Die UCK habe offensichtlich gute Berater für die Öffentlichkeitsarbeit gehabt. So habe sie die vor serbischen Soldaten, Milizen und Polizisten fliehenden Kosovo-Albaner möglichst in den Wäldern zurückgehalten, bis westliche Journalisten aufgetaucht seien, denen sie ihr Los hätten schildern können.

Ebenso habe man albanische Zivilisten gezwungen, bei Angriffen schwer bewaffneter serbischer Soldaten in ihren Dörfern zu bleiben und nicht zu flüchten. Dadurch habe man den Druck auf den Westen verstärken wollen, zu Gunsten der verfolgten Albaner in den Konflikt einzugreifen. Ein entscheidender Anlass für den Beginn von Luftangriffen der Nato im März 1999 war die Ermordung von 45 unbewaffneten Albanern im Dorf Racak. Hutsch war zusammen mit dem Chef der OSZE-Beobachter im Kosovo, dem US-Botschafter William Walker, nach der Bluttat in die Siedlung gekommen.

Er sei erstaunt gewesen, dass Walker unmittelbar nach Ankunft in Racak von einem Massaker und einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesprochen und die Serben dafür verantwortlich gemacht habe, sagte Hutsch. Der US-Diplomat habe mit seiner Bewertung nicht gewartet, bis die Vorgänge untersucht worden waren.