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Sonntag
17.10.2004

Der Streit um antisemitische Witze in der Containershow «Big Brother» spitzt sich zu. Die bayerische Staatsregierung drängt auf einen Sendestopp der seit März unter anderem auf Premiere und RTL2 laufenden Show. Auch der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) forderte die Absetzung. Indessen verteidigt die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) das bisherige Kontrollverfahren. Die Bemerkungen waren Anfang Oktober bei Premiere gegen 2.30 Uhr über den Bildschirm gegangen. Premiere entliess nach Bekanntwerden zwei zuständige Redaktoren, Premiere-Chef Georg Kofler äusserte Bedauern. In einer Resolution erklärte der Medienrat, er habe «mit Abscheu» auf die schwere Verunglimpfung jüdischer Bürger reagiert und verurteile die Verletzung der Menschenwürde «auf das Schärfste». Zugleich betonte das Gremium, dass es Formate ablehne, die Menschen über längere Zeit in eine Käfigsituation bringe.

Ausdrücklich stellte sich der Medienrat hinter die Kommission für Jugendmedienschutz, die die zuständige Landesmedienanstalt aufgefordert hatte, ein Beanstandungs- und Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. KJM-Präsident Ring solle ausserdem Strafanzeigen gegen die Urheber der Verunglimpfung erstatten. Ring selbst sieht durch die Witze das Kontrollsystem für private TV-Anstalten nicht in Gefahr. Die Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) werde überwacht. Dadurch könnten die Privatsender Programme vor der Ausstrahlung den eigenen Gremien vorlegen. Ring verwies auf die freie Medienordnung. «Auch Geschmacklosigkeiten sind von der Verfassung geschützt», sagte er. Auflagen oder Verbote seien nur dann möglich, wenn der Jugendschutz oder die Menschenwürde verletzt würden.