Im Streit um den künftigen Kurs im Frankfurter Suhrkamp Verlag haben die neuen Minderheitseigner eine externe Vermittlung vorgeschlagen. Die Möglichkeit eines Schiedsgerichts bei strittigen Fragen habe der ehemalige Verlagschef Siegfried Unseld vertraglich vorgesehen, teilte der Hamburger Unternehmer Claus Grossner am Donnerstag mit.
Grossner hat per 1. Januar 2007 zusammen mit dem Unternehmer Ernst Barlach über die Medienholding Winterthur AG 29 Prozent der Anteile an der Verlagsgruppe übernommen. Beide haben in den vergangenen Monaten Verlegerin Ulla Unseld Berkéwicz Unfähigkeit und Missmanagement vorgeworfen. Die Witwe von Siegfried Unseld hatte nach dem Tod ihres Mannes die Geschäftsführung des traditionsreichen Verlags übernommen.
Grossner betonte erneut, dass die neuen Mitgesellschafter ihre Rechte wahrnehmen wollten, die über den Beirat der Verlags-GmbH auch die Kontrolle des Finanz- und Investitionsplans von Suhrkamp vorsähen. Dies sei in den vergangenen Jahren nicht geschehen.
«Suhrkamp muss fit für die Zukunft gemacht werden», verlangte Grossner, der zugleich eine wirtschaftliche Erfolgsbeteiligung von Autoren und Mitarbeitern am Unternehmen anregte. Man werde «intelligente Modelle» vorlegen und sei dazu auch im Gespräch mit Autoren der «Suhrkamp-Kultur». Der von der Suhrkamp-Verlegerin angekündigten Klage gegen die Medienholding Winterthur AG sehe man gelassen entgegen, schwadronierte Grossner. Da die Verlagsbeteiligung über Veränderungen in einer Schweizer Aktiengesellschaft erfolgt sei, gebe es für Suhrkamp «keinerlei Auskunfts- oder Zustimmungsrecht». Auf diesen juristischen Dreh dürfte ihn der Zürcher Rechtsanwalt Peter Beglinger von Beglinger Holenstein gebracht haben, der wiederum den Winterthurer Erben Andreas Reinhart berät -, und immer geht es um Stiftungen und Erbschaften.
Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz hat offiziell gegen die beiden neuen Minderheitseigner Klage eingereicht. Das bestätigte der kaufmännische Verlagsgeschäftsführer Philip Roeder am Donnerstag gegenüber der DPA. Siehe auch: Keine «feindliche Übernahme» im Suhrkamp-Verlag
Donnerstag
04.01.2007