Content:

Sonntag
01.07.2007

Der deutsche Autor Lutz Seiler hat am Sonntag in Klagenfurt den mit 41 400 Franken dotierten 31. Ingeborg-Bachmannpreis für seinen Text «Turksib» erhalten. Die Jury lobte die in klassischem Ton erzählte Reisebeschreibung mit der turkestanisch-sibirischen Eisenbahn als «sehr dichten, sehr vielschichtigen Text aus uralter Zeit».

Erstaunlich wohlwollende Kritiken hatte am Freitag der in Uster wohnende Pöstler Dieter Zwicky erhalten. «Mein afrikanisches Jubeljahr» ist - wie alle Texte Zwickys - ein vertracktes Stück Prosa. Erzählt wird von einem Schweizer Ehepaar, dessen Beziehung sich in Afrika unter Einwirkung eines ominösen Chefs verändert. Zwickys dialektal gefärbte, leicht singende Art des Vortrags schien der Jury zu gefallen und veranlasste sie zu einer Diskussion über das spezifische Wesen der Schweizer Literatur. Von «amtsbürokratisch» war die Rede, von «grandioser Schweizer Umständlichkeit» und «bester Tradition Schweizer Eigenwilligkeit». Dennoch reichte es am Schluss nicht für eine Auszeichnung.

Die zweite Auszeichnung, den mit 16 550 Franken dotierten Telekom-Austria-Preis erhielt der 41-jährige Wiener Thomas Stangl für einen namenlosen Text, der als «Topographie Wiens als toter und gleichzeitig traumhafter Stadt» gelobt wurde. Der von verschiedenen Verlagen gestiftete Ernst-Willner-Preis (11 600 Franken) ging an einen musizierenden Autor, nämlich Jan Böttcher für «Freundwärts», eine «sanftmütige Hommage an drei sture Hunde» aus der ehemaligen DDR. Der 3sat-Preis in Höhe von 12 400 Franken und der Kelag-Publikumspreis (8300 Franken) gingen an den Autor und Musiker mit dem Künstlernamen PeterLicht. Er hatte vor und während dem Wettbewerb dadurch auf sich aufmerksam gemacht, dass er sein Gesicht nicht fotografieren oder filmen liess, was ein Juror als «Affenzirkus» bezeichnete. PeterLicht holte die Preise für seinen witzig-verschrobenen Text «Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends» auch nicht selber ab.