Die städtischen Verkehrsbetriebe Bernmobil haben ihren Vermarktungsauftrag neu an Livesystems vergeben.
Das hat bei den privaten Plakatanbietern für Irritation gesorgt, wegen angeblich überhöhter Mindestgarantien oder wegen der Rückkehr der Post-Tochter ins analoge Plakatgeschäft, wie der Klein Report ausführlich berichtete.
Seit Ende 2023 steht Adriano Beti als CEO an der Spitze von Livesystems. Der Klein Report sprach mit ihm über den Wettbewerb im hart umkämpften Werbemarkt, die Rolle von Bernmobil und die Zukunft von Out-of-Home in der Schweiz.
Was entgegnen Sie den Kritikern, dass Livesystems eine überhöhte Mindestgarantie abgegeben habe?
Adriano Beti: «Wir können nicht nachvollziehen, wie dieser Eindruck entstanden ist. Der Geschäftsbericht von Bernmobil zeigt klar, dass die Werbeerträge beispielsweise in den Jahren 2023 und 2024 konstant bei 4,9 Millionen Franken lagen. Unsere Garantie liegt deutlich unter diesem Niveau. Vor diesem Hintergrund von ‘überhöhten’ Beträgen zu sprechen, entbehrt aus unserer Sicht jeder Grundlage. Natürlich ist es unser Ziel, die bestehenden Umsätze weiter auszubauen. Livesystems ist im Bereich Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln in der Schweiz besonders präsent. Wir arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich mit einer Vielzahl von Verkehrsbetrieben zusammen und verfügen über ein tiefes Verständnis des Marktes. Auf Basis dieser Erfahrung haben wir das Potenzial der Partnerschaft mit Bernmobil sorgfältig analysiert und abgeschätzt. Als in Bern verankertes Unternehmen kennen wir die Region sehr gut, pflegen enge Beziehungen zu unseren Kunden und sind von der Tragfähigkeit unserer Überlegungen überzeugt.»
Dass Livesystems erneut in den analogen Bereich der Plakatvermarktung mit Bernmobil vorstösst, wird bemängelt. Was sagen Sie dazu?
Beti: «Wir denken nicht in Kategorien wie ‘analog’ oder ‘digital’, sondern in Werbeumfeldern. Der öffentliche Verkehr ist unser Kerngeschäft, hier verfügen wir über die grösste Expertise. Natürlich setzen wir, wo immer möglich, auf digitale Lösungen – sie bieten viele Vorteile. Gleichzeitig können wir dank moderner, flexibler Messsysteme analoge und digitale Flächen nahtlos in eine gemeinsame Planung integrieren. Entscheidend ist nicht die Art des Werbemittels, sondern dass wir unseren Kunden Reichweite und Wirkung bieten – und dies auf möglichst einfache und effiziente Weise. Wenn sich solche Opportunitäten ergeben, werden wir sie auch nutzen.»
Sie sind seit 1. Dezember 2023 CEO von Livesystems. Wie haben Sie diese Monate erlebt, was war speziell im Vergleich zu Ihren bisherigen Positionen?
Beti: «Die Werbebranche ist ein hochdynamisches, sehr kompetitives Umfeld. Der Wettbewerb um jeden Werbefranken ist intensiv – nicht zuletzt durch starke internationale Player. Um hier erfolgreich zu sein, braucht es neben einem hoch motivierten Team auch klare Innovationsschritte, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Daten. Genau hier sehe ich Livesystems mittlerweile hervorragend aufgestellt und kann meinen Erfahrungsschatz entsprechend einbringen: Wir haben die richtigen Voraussetzungen, um diese Herausforderungen anzunehmen und uns langfristig im Markt zu behaupten.»
Wie sieht ganz generell Ihre persönliche Einschätzung für den Out-of-Home-Bereich aus?
Beti: «Out-of-Home – und insbesondere Digital-Out-of-Home – befindet sich klar auf Wachstumskurs. Das kommt nicht von ungefähr: Die Vorteile von Digital-Out-of-Home sind offensichtlich, sei es in Bezug auf Wirkung, Akzeptanz oder auch CO₂-Effizienz. Genau das überzeugt immer mehr Werbetreibende, Budgets verstärkt in dieses Medium zu verschieben. Unsere Aufgabe ist es, Tag für Tag zu zeigen, dass dies die richtige Entscheidung ist. Wenn wir die Wirkung des Mediums konsequent in den Mittelpunkt stellen, werden wir gemeinsam mit unseren Kunden weiterwachsen. Darauf richten wir unsere zukünftigen Strategien konsequent aus.»