Die Teilnehmer an der Tagung «Medien und Geschlecht» am vergangenen Freitag waren sich weitgehend über die Probleme in Sachen Gleichstellung einig, als einzige Patentlösung gilt weiterhin die Abkehr von der Suche nach Patentlösungen. Sowohl in den Redaktionen, im Kader von Medienunternehmen oder auch in der Berichterstattung sind die Frauen untervertreten, in letzterer werden immer noch oft stereotype Geschlechterrollen bedient.
Sylvie Durrer, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau, legte die marginale Rolle der Frau in der Berichterstattung in ihrem Vortrag anhand frauenleerer Titelseiten der Schweizer Zeitungen dar. Arthur Rutishauser, Mitglied der Chefredaktion des «Tages-Anzeigers», zeigte, dass es auch beim Publikum nicht anders aussieht. In seinem Referat lieferte er Zahlen zum Geschlecht der Leserschaft, die einzig bei einigen Landzeitungen wie der «Zürcher Landzeitung» oder der «Südostschweiz» nicht vorwiegend männlich sei. Vor allem bei der Wirtschaftspresse stehe es schlecht um den Frauenanteil, wenn «Bilanz» mit 34 Prozent den grössten Anteil aufweise.
Martina Leonarz vom Institut für Publizistikwissenchaften und Medienforschung der Uni Zürich warf einen Blick auf die Rolle der Frau im Journalismus und bescheinigte den Journalistinnen in Krisenzeiten gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt: In nicht profilierten Medien wie zu Beginn dem Fernsehen oder in Themengebieten wie Boulevard bei der Einführung der Penny Press in Grossbritannien hätten sich zu Beginn vor allem die Frauen durchgesetzt. Erfolg hätten sie auch in den K-Rubriken: Küche, Kinder, Kirche, Kultur, Kleider, Kosmetik, Konsum. Die Frage aus dem Publikum, ob sich auch in der jetzigen Medienkrise Chancen böten, liess sie jedoch unbeantwortet.
Die stereotype Berichterstattung griff Dominique von Burg, Präsident des Presserates und Redaktor der «Tribune de Genève», auf. Er wies auf die Tücken bei der Beurteilung hin: Beim Beitrag «Im Bann der Nippelgöttin» der «Weltwoche», der vor dem Presserat wegen Verletzung der Ziffer 8 der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» (Diskriminierung, Respektierung der Menschenwürde) angeprangert wurde, ist schliesslich eine Verletzung der Ziffer 7 (Respektierung der Privatsphäre) festgestellt worden. Der Presserat hielt fest, dass sich die Aussagen im Artikel nicht auf das Geschlecht bezogen hätten, sondern auf die Person, weshalb keine Diskriminierung der Frau an sich vorliege.
Insgesamt bescheinigt Martina Leonarz den Frauen bessere Chancen. «Auch junge Frauen können sich einbringen», sagte sie. «Allerdings nimmt auch die Einstellung zu, dass dieses Thema ein alter Hut sei.» Es gebe aber keinen Grund zum Aufatmen. Journalistinnen in leitenden Positionen seien nach wie vor mit männergeprägter paternalistischer Kultur konfrontiert und versteckte, subtile Diskriminierung sei nach wie vor vorhanden.