Die Chefs des arabischen Satellitenkanals Al-Jazeera haben ihre Mitarbeiter angewiesen, auf der englischsprachigen Website das fortdauernde militärische Engagement der USA im Irak nicht mehr als Okkupation und die Aufständischen nicht mehr als Widerstandsbewegung zu bezeichnen. Doch das journalistische Personal ist laut dem österreichischen Informationsdienst Pressetext Austria nicht gewillt, sich der Sprachregelung von oben zu fügen. Jetzt läuft innerhalb des Senders eine hitzige Debatte zur Terminologie in der Berichterstattung, berichtet der «Media Guardian». Die Debatte erstrecke sich mittlerweile bis in die Management-Ebenen von Al-Jazeera. Eine Quelle beschreibt die Situation, wie sie von der Belegschaft empfunden wird, folgendermassen: «Die meisten von uns empfinden es nach wie vor als Okkupation, aber gleichzeitig arbeiten wir für Al-Jazeera und müssen einer einheitlichen Politik folgen.» Wenn sie könnten, würden sie den Begriff nach wie vor benutzen.
Jihad Ballout, ein Sprecher von Al-Jazeera, will nichts von einer grösseren Debatte wissen. Die Verwendung der Worte Okkupation und Widerstand während der vergangenen drei Monate sei von einem Fehler in der Kommunikationspolitik verursacht worden. Er sagte, der Sender habe beschlossen, den Vereinten Nationen zu folgen und die Verwendung des Wortes Okkupation einzustellen, nachdem die Übergangsregierung im Juni die Macht übernommen hatte. Bevor die Übergangsregierung die Geschäfte übernommen habe, seien Phrasen wie «forces of occupation» von den Vereinten Nationen, sogar von den US-Amerikanern selbst eingesetzt worden, führte Ballout weiter aus. Die mit Juni in Angriff genommenen Änderungen seien durchaus legitim. Er sagte, Al-Jazeera sei weder von der US- noch von der irakischen Regierung unter Druck gesetzt geworden, diese Richtlinien einzuführen. «Der einzige Druck kommt von uns selbst. Wir wollen so objektiv wie möglich sein, ohne den Kontext zu verlieren.»
Freitag
08.10.2004