Georg Kofler, der Chef von Premiere, wirft den öffentlich-rechtlichen Anstalten unfaire Methoden im Wettrennen um die Vergabe von Sportrechten vor. Die Europäische Kommission soll jetzt Schiedsrichter spielen. «Wir wollen in den nächsten Tagen eine Wettbewerbsbeschwerde bei der EU einreichen», kündigte Kofler am Rande der Münchener Medientage an, wie «Spiegel Online» am Donnerstag schreibt. Im Kern geht es um die Rechte an internationalen Sportereignissen wie den Olympischen Spielen oder Fussball-Europameisterschaften. ARD und ZDF hatten von der European Broadcasting Union (EBU), einem Zusammenschluss nationaler öffentlich-rechtlicher Sender, den Zuschlag für die deutschen Erstausstrahlungsrechte für die Olympischen Spiele 2010 und 2012 erhalten, obwohl Premiere dafür angeblich mehr geboten hatte. Kofler hatte die EBU in der Vergangenheit als «Einkaufskartell» der öffentlich-rechtlichen Anstalten bezeichnet.
Die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender konkurrieren im Werbemarkt immer stärker mit den privaten Anbietern. Auch wegen ihrer finanziell besseren Ausstattung konnten sie den Privaten zuletzt mehrfach attraktive Sportsenderechte vor der Nase wegschnappen. Die Übertragung von Sport-Grossereignissen gilt als sehr teuer, daher spielt dieses Thema auch bei der Debatte über die Rundfunkgebühren eine Rolle. Zuletzt hatten die Ministerpräsidenten der Bundesländer für eine geringere Gebührenerhöhung votiert als von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Anstalten vorgeschlagen - ein bisher einmaliger Vorgang.
Auf den Medientagen forderte Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), ARD und ZDF müssten ernsthaft über den Stellenwert des Sports in ihren Hauptprogrammen diskutieren. Der Sport verursache etwa bei der ARD die höchsten Selbstkosten. «Es gibt nicht wenige Tage im Jahr - vor allem am Wochenende -, an denen bei ARD und ZDF von früh bis spätabends Sport gesendet wird», kritisierte der CSU-Vorsitzende. Die privaten Sender sollten stärker am Sportrechtemarkt teilhaben, etwa durch die Vergabe von Sublizenzen. «Oder dadurch, dass die öffentlich-rechtlichen Sender sich nicht an jedem Wettlauf um Sportrechte beteiligen», sagte er.
Donnerstag
21.10.2004