Die deutsche Schweiz steht vor einem Kampf der Gratiszeitungen, glaubt Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Presse (VSP). Die Zürcher Tamedia werde das für September angekündigte Gratisblatt «.ch» bekämpfen, wobei es zu einem «Häuserkampf» kommen könne, sagt Lebrument in einem am Montag publizierten Interview im «Migros Magazin». «Tamedia könnte ein neues Gratisblatt zusammen mit den abonnierten Zeitungen in die Briefkästen verteilen lassen» ist der Verlegerpräsident überzeugt. Der Zürcher Grossverlag gibt bereits «20 Minuten» heraus.
Lebrument schliesst indes nicht aus, dass die «.ch»-Investoren «nochmals über die Bücher gehen», falls Tamedia mit einem weiteren Gratisblatt kommt, da die «.ch»-Promotoren mit ihrem Verteilkonzept der Ständer in Mehrfamiienhäusern verschiedentlich auf Widerstand stossen. Tamedia-Chef Martin Kall hatte Ende Juni angekündet, noch 2007 eine neue Zeitung lancieren zu wollen. Ob es sich um eine neue Gratiszeitung handelt, liess er aber noch offen. Seither wird in der Branche um eine «Tagi kompakt»-Ausgabe nach dem Vorbild der deutschen «Welt kompakt» spekuliert.
Lebrument geht davon aus, dass das auf den Stationen der öffentlichen Verkehrsmitteln verteilte Pendlerblatt «20 Minuten» als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen wird, weil es am längsten auf dem Markt sei. «Die anderen werden einen langen finanziellen Atem haben müssen», sagte er. Gratisblätter seien gar nicht so schlecht gemacht, sagte Lebrument. Sie böten nicht nur Häppchen und machten eigene Recherchen. Die abonnierten Blätter müssten Hintergründe und Analysen und auch eigene und regionale Geschichten bringen, damit sich ihr Modell nicht überlebe. - Siehe auch: Ständer-Probleme bei der Gratiszeitung «.ch» und Verleger Marquard macht bei Gratiszeitung «.ch» nicht mit
Montag
16.07.2007