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Mittwoch
06.06.2018

TV / Radio

«Bei Medienkriegen gibt es nur Verlierer»

«Bei Medienkriegen gibt es nur Verlierer»

Kurz bevor Tamedia die «Basler Zeitung» (BaZ) übernimmt, droht der Streit mit Telebasel zu eskalieren. Die BaZ hatte dem Regional-TV vorgeworfen, von der Regierung gelenkt zu werden. Jetzt landet die Sache vor Gericht.

«Im Austeilen ist die BaZ Weltklasse, wenn es um eigene Fehler geht, sind sie Mimosen», sagte Jascha Schneider-Marfels am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Der Rechtsanwalt und Partner der Advokatur Balex vertritt Telebasel im Rechtsstreit mit der «Basler Zeitung». Man habe eine aussergerichtliche Einigung gesucht, «der Vorschlag der `Basler Zeitung` war aber nicht akzeptabel», sagte Schneider-Marfels weiter.

Gekippt war die Sache im Februar: Unter dem Titel «Anrufe aus dem Rathaus» hatte die «Basler Zeitung» am 22. Februar einen Artikel ihres Redaktors und Ex-Telebasel-Mitarbeiters Daniel Wahl publiziert. Wahl behauptete, dass Telebasel von der Regierung gesteuert würde, der Sender von seinem Management heruntergefahren und die Sendezeit halbiert worden sei.

Diese «Unwahrheiten» hätten dem TV-Sender sowie den Mitgliedern des Stiftungsrats und Managements «beträchtlichen Reputationsschaden und materielle Einbussen zugefügt». Es sei die Spitze einer Kampagne gewesen, mit der die «Basler Zeitung» seit zwei Jahren gegen Telebasel schiesst, so der Anwalt.

Die Stiftung Telebasel reichte Anfang März beim basel-städtischen Zivilgericht eine superprovisorische Verfügung ein. Die BaZ musste den Artikel online löschen. Nachdem nun die aussergerichtlichen Einigungsversuche gescheitert sind, hat die Stiftung Telebasel am Montag Klage gegen die «Basler Zeitung» eingereicht.

Dass es eine Verbingung von Telebasel zu den Behörden gibt, ist unbestritten. Ein Stiftungsratsmitglied des Regionalfernsehens arbeitet im Wirtschafts- und Sozialdepartement von Basel-Stadt. Als der Regierungsrat seine eigene Vertretung vor fünf Jahren aus dem Telebasel-Stiftungsrat abzog, ist jenes Mitglied in dem Gremium geblieben. Dies «auf Wunsch der anderen Stiftungsräte und aufgrund seiner Expertise, die er unter anderem als ehemaliger DRS-Journalist mitbringt», so Schneider-Marfels dazu.

«Zu fragen, dass da jemand für den Staat arbeitet, und gleichzeitig im Stiftungsrat von Telebasel sitzt, ist eine legitime Debatte von öffentlichem Interesse», so der Advokat. «Und diese Debatte ist auch geführt worden. Mit ihrem Artikel vom Februar versuchte die BaZ aber, glaubhaft zu machen, dass sie beweisen könne, dass der Regierungsrat direkt Telebasel lenke.» Damit sei das Mass nun voll.

Er vermute, dass die «Basler Zeitung» «Angst vor der erfolgreichen Online-Strategie von Telebasel hatte, dass sie die Konkurrenz niederschreiben wollte», so Jascha Schneider-Marfeld.

«Es droht ein Medienkrieg. Bisher hatte Telebasel den Ball tief gehalten. Jetzt wird der Sender aber darüber berichten und andere Medien werden aufspringen. Ich bedaure das, bei Medienkriegen gibt es nur Verlierer», meint Schneider-Marfeld.