Lange Zeit galt die Schriftstellerin Elfriede Jelinek in Österreich als Nestbeschmutzerin. Die diesjährige Literatur-Nobelpreisträgerin wird heute jedoch als strenge Moralistin auch in ihrer Heimat gefeiert. Ihre Themen sind durchaus unbequem: Jelinek klagte etwa den Umgang Österreichs mit der eigenen Nazivergangenheit oder prangert die sexuelle Ausbeutung der Frau an. Mit dem Nobelpreis ehrt das Stockholmer Komitee eine Autorin, die Kunst untrennbar mit gesellschaftspolitischer Stellungnahme verbindet. Gleichzeitig hat sie sprachlich ganz neue Wege beschritten.
Jelinek wurde am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft, Musik und Kunstgeschichte in Wien. 1974 trat sie der Kommunistischen Partei Österreichs bei. Mit ihrer Kritik an der angeblich geringen Bereitschaft ihrer Landsleute, sich ihrer Nazivergangenheit zu stellen, wurde sie anfangs in ihrer Heimat ignoriert. Nach wachsender Anerkennung in Deutschland kamen die Kritiker in Österreich nicht mehr um sie herum. Nachdem die Autorin 1996 für ihre Stücke in Österreich wegen des dortigen geistigen Klimas ein Bühnenverbot verhängt hatte, werden inzwischen wieder Stücke von ihr gespielt. Das 1998 am Wiener Burgtheater uraufgeführte «Ein Sportstück» wurde enthusiastisch gefeiert.
Ihr Werk umfasst Lyrik, 9 Romane, u.a. «Die Liebhaberinnen» (1975), «Die Klavierspielerin» (1983), mehr als 15 Theaterstücke, zahlreiche Hörspiele und Essays. Als eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der Gegenwart wurde Jelinek unter anderem mit dem Mühlheimer Dramatikerpreis, dem Georg-Büchner-Preis und dem Heinrich-Heine-Preis ausgezeichnet. Mehr dazu: Literatur-Nobelpreis geht an Elfriede Jelinek
Donnerstag
07.10.2004