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Sonntag
17.10.2004

Die exzessive Nutzung von Internetchats und Computerspielen kann nach Ansicht eines Mediziners zu nachhaltigen psychischen Störungen führen. «Der Alltag verlagert sich immer mehr auf die digitale Ebene. Eine Gefahr liegt dabei darin, dass sich Menschen zunehmend aus dem realen Leben zurückziehen», sagte Dr. Bert te Wildt von der Abteilung für Klinische Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) der DPA.

Dass das Internet die Möglichkeit bietet, anonym aufzutreten und in andere Rollen zu schlüpfen, könne in exzessiver Form auch Identitätsstörungen zur Folge haben. «Es gibt offenbar ein Bedürfnis von Menschen, verschiedene Rollen anzunehmen und dadurch ihre unterschiedlichen Charaktereigenschaften auszuleben. Die Frage ist, inwieweit das dazu führen kann, dass Menschen ihre Kernidentität aufgeben», meinte te Wildt. Den bisherigen Forschungsstand fasst te Wildt in einem Fachaufsatz zusammen, der in der neuen Ausgabe der Zeitschrift «Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie» veröffentlicht wird.