Florian Vock, Mediensprecher der GaynossInnen Juso Schweiz, ist nicht der Ansicht, dass er persönlich besonders heikel ist, was (vermeintlich) witzige Sprüche über Homosexuelle anbelangt. «Ich lasse mir sehr viel gefallen, wenn mal wieder von `tunteligen Schwulen` die Rede ist», erklärte er am Dienstag dem Klein Report. Doch der am Dienstag vom Presserat als harmlos eingestufte «Blick am Abend»-Artikel «Achtung, Männer, Tunten-Falle!» hat ihn in Rage gebracht. «Der Pseudoartikel richtet sich gegen Homosexuelle generell. Er ist unfair, verallgemeinert und war nicht witzig gedacht», sagte er dem Klein Report.
Wenn der Presserat finde, es sei okay, in einem Zeitungsartikel «schwul» als Gegensatz zu «cool» zu verwenden, sei das problematisch. «Wir ärgern uns besonders über die Begründung des Presserats», so Vock. Der Presserat habe zwar bestätigt, dass es sich um verallgemeinernde Klischees handle. Er beruft sich aber auf ein «Verhältnismässigkeitsprinzip» und findet, dass es um eine subjektive Bewertung von Modetrends ging und die Aussagen zu «schwul» und «nicht-schwul» beziehungsweise «cool» eben gerade nicht zentral seien. «Für mich ist nicht schlüssig, an welchem Punkt denn jetzt eigentlich die Grenze zur Diskriminierung überschritten wäre», erklärte Vock dem Klein Report.
Entsprechend hart fällt sein Urteil über den Presserat aus: «Der Presserat ist ein wirkungsloses Gremium. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass er fast ein Jahr für die Behandlung der Beschwerde brauchte», so Vock. Er wünscht sich daher ein glaubwürdiges, schnelleres Gremium, das sich den Beschwerden auch wirklich annimmt.
Allgemein fehlt Vocks Urteil über die Schweizer Presse positiv aus. Zwar würde nur punktuell über Anliegen und Sorgen der Homosexuellen berichtet - meist vor und nach Veranstaltungen und im Zuge der Berichterstattung über Übergriffe -, aber grundsätzlich seien die Artikel ausgewogen. Einen grossen Unterschied hat er aber bei der Gratispresse festgestellt: «Mit der `20 Minuten`-Redaktion haben wir gute Erfahrungen gemacht. Sie nimmt auch mal Themen auf, an die sich etablierte Medien zuvor nicht ranwagten», erzählte Florian Vock dem Klein Report. Als Beispiel nennt er den Artikel über einen Luzerner SVP-Kantonsrat, der durch homophobe Äusserungen aufgefallen ist. «`Blick am Abend` hat dagegen schon mehrmals bewiesen, dass sein Journalismus nicht zum Besten der Schweiz gehört», erklärte Vock.