Über ein neues Werk von Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez freuen sich Verleger, Leser - und Buchpiraten. Márquez` neuer Roman «Memoria de mis putas tristes» (Erinnerung an meine traurigen Huren) kursierte jedoch schon vor dem offiziellen Erscheinen als Raubdruck in Kolumbien - für umgerechnet 4 US-Dollar.
Doch die Literaturdiebe erleben jetzt eine böse Überraschung: Der Autor änderte kurzfristig das letzte Kapitel - aus künstlerischen Gründen, wie Verleger Braulio Peralta vom spanischen Buchmulti Random House Mondadori mexikanischen Journalisten mitteilte. «Es gab bestimmte atmosphärische Stimmungen, die Wortkorrekturen nötig machten», zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Peralta anlässlich der Veröffentlichung des Romans in Mexiko. Diese Änderung und die Tatsache, dass der Roman bereits am Mittwoch veröffentlicht wurde - eine Woche früher als geplant -, machte den Literaturdieben einen dicken Strich durch die Rechnung.
Eine Kopie des Manuskripts war trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen des kolumbianischen Norma-Verlags offenbar gestohlen worden; nach Medienberichten hat die Polizei bereits mehrere tausend Ausgaben des Buchs beschlagnahmt. Bei der letzten Veröffentlichung eines Márquez-Textes hatte die Polizei den illegalen Strassenverkauf durch rechtzeitige Razzien vorerst unterbinden können. Erst nach drei Wochen gerieten die Raubdrucke des Memoiren-Bands «Leben, um davon zu erzählen» in Umlauf. Im Fall der «Erinnerung», des ersten Romans des Nobelpreisträgers seit zehn Jahren, konnten die Buchpiraten die umfassenden Sicherheitsvorkehrungen jedoch austricksen, obwohl der Druckprozess von einer Sicherheitsagentur überwacht worden war und man die Angestellten streng kontrolliert hatte.
Die Startauflage des spanischen Originals beläuft sich auf 1 Million Exemplare, die deutsche Ausgabe erscheint unter dem Titel «Erinnerung an meine traurigen Huren» am 4. Dezember.
Donnerstag
21.10.2004