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Montag
27.10.2025

Medien / Publizistik

Tsüri-CR Simon Jacoby, Verlegerverbands-Chefin Pia Guggenbühl, «Nebelspalter»-Redaktorin Camille Lothe und fög-Chef Mark Eisenegger debattieren über das neue «Jahrbuch»... (v.l.; Bild: Screenshot Klein Report)

Tsüri-CR Simon Jacoby, Verlegerverbands-Chefin Pia Guggenbühl, «Nebelspalter»-Redaktorin Camille Lothe und fög-Chef Mark Eisenegger debattieren über das neue «Jahrbuch»... (v.l.; Bild: Screenshot Klein Report)

Wie alle Jahre wieder, konstatiert das am Montag präsentierte neue «Jahrbuch Qualität der Medien» eine weiter zunehmende «News-Deprivation».

Demnach zählen inzwischen 46,4 Prozent der Bevölkerung zu den sogenannten «News-Deprivierten», also Personen, die kaum oder gar keine journalistischen Inhalte konsumieren und sich, wenn überhaupt, über soziale Medien informieren. 

Das zeigt das «Jahrbuch Qualität der Medien 2025», das das Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Uni Zürich an einem Podium mit fög-Direktor Mark Eisenegger, Verlegerverbands-Direktorin Pia Guggenbühl, Tsüri-Chefredaktor Simon Jacoby und «Nebelspalter»-Redaktorin Camille Lothe.

Auf den Einwurf aus dem Publikum, ob die Rede von der News-Deprivation nicht einem «idealisierten Blick auf die Newsnutzung» huldige, entgegnete Eisenegger: «Der Befund ist ganz klar: Newsdeprivation ist schädlich. Leute, die kaum noch News konsumieren, wissen weniger, beteiligen sich weniger und identifizieren sich weniger mit der Demokratie.»

Laut dem «Jahrbuch» wissen Menschen, die sich ausschliesslich über Social Media informieren, deutlich schlechter über das Zeitgeschehen Bescheid als Nutzer der herkömmlichen Medien. Besonders tief ist das Wissen bei jenen, die Nachrichten gänzlich meiden.

Was zu tun ist, war auf dem Podium umstritten. «Die Förderung der Medienkompetenz geniesst heute ein stiefmütterliches Dasein» sagte Pia Guggenbühl, die seit Februar die Geschäfte des Verbands Schweizer Medien (VSM) führt.

Auch über die Mediengutscheine an Jugendliche, das «Norweger Modell», wurde diskutiert. «Mit Mediengutscheinen abonniert man tendenziell die grösseren Zeitungen, nicht die lokalen oder regionalen Medien», sagte Tsüri-Chefredaktor Simon Jacoby. 

Und auch das vom Verlegerverband geforderte Leistungsschutzrecht werde «den Journalismus nicht retten», so Jacoby.

Auch der Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Medienlandschaft wurde untersucht. Zwar verwenden rund 87 Prozent der Medienschaffenden KI-Tools für redaktionelle Aufgaben, doch gleichzeitig schwindet der Kontakt zwischen Publikum und Medien. 

Dies, weil sich mehr und mehr User die gewünschten Informationen über KI-Chatbots wie ChatGPT oder Perplexity holen.

Dabei stammen laut fög über zwei Drittel der Quellen solcher Chatbots aus journalistischen Medien, ohne dass die Verlage dafür entschädigt werden. fög-Chef Eisenegger fordert deshalb einen besseren Schutz des geistigen Eigentums und eine Rückvergütung.

Zwar bleibt die publizistische «Qualität» laut der neuesten Ausgabe des «Jahrbuchs» langfristig stabil, doch die Vielfalt und Einordnungsleistung würden abnehmen. 

Erstmals seit vier Jahren ist die Zahlungsbereitschaft für Online-News leiht angestiegen. Sie liegt derzeit bei 22,5 Prozent. Doch die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist weiterhin nicht bereit, für digitale Medienangebote zu zahlen. 

Moderiert wurde das Podium von SRF-Bundeshausredaktor Rafael von Matt.