FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher gab an der Mitgliederversammlung der BSW Leading Swiss Agencies eine Kostprobe ab, wie die Märkte in der Schweiz in Zukunft seiner Ansicht nach aussehen werden. In seinem Referat, das er vor den Mitgliedern und Gästen im Gleis 71 in Zürich-West hielt, machte er deutlich, wie stark die Babyboomer die Entwicklung der Märkte geprägt haben - und was noch auf uns zukommen wird.
«Aging Societies wird das Megathema der nächsten Jahrzehnte werden», sagte Schirrmacher. «Sie werden in einem Land leben, in dem die schnellst wachsende Bevölkerungsgruppe die 80-Jährigen sind. Wir erleben nicht nur eine Veränderung des Rentenanteils, sondern ein Wandel der Märkte.» Heute könne man bereits Brillen an der Tankstelle erwerben, künftig würden wohl Hörgeräte und dann Rollatoren folgen.
Die Jungen werden in Zukunft nicht mehr die Mehrheit in der Gesellschaft ausmachen. «Das hat es in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben», so Schirrmacher, der das Buch «Methusalem-Komplott» verfasst hat. Ausgenommen seien die 20 Jahre nach der Pest gewesen.
Bereits in den vergangenen Jahrzehnten hätten die Babyboomer den Markt wesentlich mitbestimmt. Erst sei der Verkauf von Windeln explodiert, dann habe Kodak mit Fotoapparaten profitiert und als die Kinder schliesslich genug alt waren, um mit den Eltern in die Stadt zu gehen, hätten McDonalds und daraufhin auch Walt Disney ihren Erfolgszug angetreten und seien zu Global Players geworden.
«Das kommt jetzt alles zurück», führte Schirrmacher aus. Liebespaare in Filmen seien heute nicht mehr jung, sondern über 50 Jahre alt. Daran könne man die Auswirkungen ablesen. Noch fehle aber die Ästhetik bei Produkten für ältere Menschen. Alles sei grau und es gebe fast keine Werbung für die Älteren. «Wir wissen nicht, was Alte machen, weil sie immer in der Minderheit waren.»
Neben der Erkenntnis, dass die Babyboomer künftig länger an den Märkten teilnehmen würden - was durchaus auch Chancen biete -, dürften auch die Jungen nicht vergessen werden. «Wir brauchen dringend eine Familienpolitik» sagte Schirrmacher. «Das Problem ist, dass die Eltern, die jetzt Kinder haben müssten, gar nicht geboren worden sind.» Er sprach sich deshalb dafür aus, die Jungen bis 35 Jahren zu entlasten.
Am 30. Mai 2013: 78. Mitgliederversammlung - BSW Leading Swiss Agencies fit für crossmediale Angebote