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Sonntag
25.09.2011

Der grosse Kinosaal war gefüllt wie selten. Festival-Beobachter Rolf Breiner vom Klein Report sah rund 700 geladene Gäste - von Wirtschaftskapitänen wie Thomas Schmidheiny oder Urs Rohrer (CS, der Lebensgefährte der Festival-Queen Nadja Schildknecht) über Politstars wie Nationalrat Filippo Leutenegger bis hin zu Models, Moderatoren (Patrick Rohr, Monika Schärer), Kabarettisten (Viktor Giacobbo, Claudio Zuccolini), Verleihern, Filmern und Schauspielerinnen. 

«Das siebte Jahr ist ein verflixt gutes Jahr», befand Organisatorin Nadja Schildknecht. «Wir sind jedes Jahr weitergegangen. In jedem Jahr haben wir das Angebot erweitert - auf nunmehr vier Kinos und über 90 Filme. Mit unserem Zelt auf dem Sechseläutenplatz sind wir definitiv im Herzen Zürichs angekommen.» Das Festival-Model nutzte wohlweislich die Gelegenheit, bei der Eröffnung des 42. Zurich Film Festivals darauf hinzuweisen, dass das Festival zu 80 Prozent privat finanziert sei. Der Wink mit dem Zaunpfahl ging an Bundesrat Didier Burkhalter und die dürftige pekuniäre Kultur-Unterstützung des Bundesamtes für Kultur. «Da ist noch Unterstützungspotenzial für die Zukunft.»

Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch verwies zu Recht auf den starken Support von Stadt und Kanton mit 200 000 Franken. Und sie brachte gleich noch ein Geschenk vom Stadtrat mit: Ab 2013 gehört der Sechseläutenplatz künftig nicht nur den Zünften und dem Zirkus, sondern auch dem Festival. Der Zeltstandplatz dort wurde heute schon für übermorgen zugesagt. Nächstes Jahr sind dort Bauarbeiten im Gang. Sie wünscht dem Kulturevent weiter «Glamour und Gehalt», einen «Filmvirus, einen gutartigen, positiven Virus». Und spielte damit auf den Eröffnungsfilm «Contagion» mit Jury-Präsident Laurence Fishburne als Virus-Experte an. Der wurde übrigens mit warmem Applaus begrüsst.

Den launigen Schlusspunkt des Eröffnungsaktes setzte Kultur-Bundesrat Didier Burkhalter («Ich bin ein Zürcher»), der die Limmatstadt in höchsten Töne lobte: «Keine Grossstadt, aber eine Weltstadt. Die Schweiz braucht die Dynamik und die Ambitionen von Zürich. Unser Land braucht den sporadischen Aufbruch und Ausbruch aus der Behaglichkeit.» Dem Spitzenpolitiker hatten es der «Spirit von Zürich» und die «fruchtbare Symbiose von Geld und Geist» angetan. Gemeint war die Partnerschaft von Kultur und Wirtschaft: 80 kleine und grosse Sponsoren tragen das Festival. Die Festivalstadt Zürich als Vorbild für die Schweiz. «Es ist die kulturelle Vielfalt - auch im Film -, der wir unseren sozialen Zusammenhalt verdanken», betonte Burkhalter. Und der Ausblick - nicht ohne Ironie - untermauert diese These. Die Festivalstandorte reichten heute schon vom Opernhaus bis zu den Kinos und dem Bistro der «Neuen Zürcher Zeitung». «Jetzt fehlen nur noch die Rote Fabrik und das Albisgüetli.»

Die kulturelle Energie, die der Bundesrat herbei beschwor, liegt ganz im Trend: «Eine erneuerbare und umweltschonende Energieform». Als äusserliches Zeichen, meinen wohl die Festivalbetreiber, legten sie den Grünen Teppich aus. Dass die Filme, die nun am 7. Zurich Film Festival bis zum 2. Oktober in diversen Kinosälen laufen, nicht immer «grün», sondern auch schmutzig, dunkel, knallig bunt und blutrot sind, versteht sich von selbst. 

Das Festival ist eröffnet - und wie ist der Direktorin Nadja Schildknecht zumute? Gegenüber dem Klein Report meinte sie nur: «Meine Stimme zitterte, aber sonst lief alles glatt.» Und welche Filme schaut sie sich an? «Keinen, denn ich habe alle schon gesehen.»