Schon am frühen Dienstagmorgen konnten die «Tages-Anzeiger»-Leser in ihrer eigenen Zeitung sehen, in welcher Form sich der «Blick» gleichentags auf der Titelseite entschuldigen musste. Der entsprechende «Entschuldigung»-Ausschnitt war als Teil eines ausführlichen Artikels über den langjährigen Kampf des fälschlicherweise beschuldigten Beat Dünki abgebildet.
Der Verfasser des «Tagi»-Artikels, Edgar Schuler, bezeichnete diesen kleinen Coup als «ein schönes Detail, mit dem wir zeigen konnten, wie die Entschuldigung des `Blicks` genau aussieht», wie er dem Klein Report erklärte. «Wir haben den Ausschnitt zeitgleich mit dem `Blick` veröffentlicht, was natürlich nur geht, weil wir den Ausschnitt vorher hatten», so Schuler. Die Leserschaft müsse selber «zwei und zwei zusammenrechnen», wie das wohl gelungen sei.
Auf die Frage, wie es Schuler grundsätzlich geschafft habe, dass der in den Medien so schlecht behandelte Beat Dünki Vertrauen in ihn als Journalisten fasste, meinte Schuler: «Ich denke, es geht da weniger um mich persönlich als um den `Tages-Anzeiger`. Es besteht in solchen Fällen eine gesunde Konkurrenz zwischen den verschiedenen Blättern», sagte er und verwies darauf, dass auch Monika Zech von der «TagesWoche» gleichzeitig über den Fall berichtet hatte.
«Ich gebe ja auch zu: Neben der schönen menschlichen Geschichte von einem David, der einen Goliath zu einer Entschuldigung zwingt, war die Aussicht verlockend, eine andere Zeitung etwas `vorzuführen`», erklärte Edgar Schuler dem Klein Report. Zwei oder drei Mal habe er über den Fall berichtet, als er «hochgekocht» worden sei. «Wir hatten beim `Tages-Anzeiger` - wie andere Medien auch - schon früh, fast von Anfang an, Zweifel, dass die Ereignisse in Spanien sich so abgespielt hatten, wie der `Blick` berichtete», erinnerte sich Schuler. Das sei dann auch schon Wochen nach dem Auffliegen des Falls der allgemeine Konsens gewesen. «Dass es dann so lange ging, bis Ringier aus den Tatsachen diese Folgerungen zog, ist ein anderes Thema», so der «Tages-Anzeiger»-Journalist.
Wobei der lange Rechtsstreit, den die Ringier-Anwälte ausfochten, auch eine Kehrseite habe: «Ringier gibt nicht einfach klein bei und lässt seine Journalisten nicht einfach im Regen stehen, wenn eine Klage vorliegt und Rechtskosten drohen», sagte Edgar Schuler im Gespräch mit dem Klein Report. Die «Blick»-Journalisten gingen eben in vielen Fällen besonders nahe ran, suchten besonders intensiv nach den wunden Punkten in den Aussagen von Politikern und Wirtschaftsvertretern und würden auch Leuten eine Stimme geben, die sonst in der Medienlandschaft gar nicht vorkommen würden. «Das ist gut so», so der auf eine harte Berufskollegen-Schelte verzichtende Schuler.