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Samstag
07.03.2009

Medien / Publizistik

Die diese Woche angekündete Übernahme des Schweiz-Geschäfts des Lausanner Verlags Edipresse durch die Zürcher Tamedia hat in der Westschweiz «erstaunlich wenig Reaktionen» ausgelöst, stellte Peter Rothenbühler fest. Der langjährige Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» (Ringier) und von «Le Matin» (Edipresse) kennt die Situation auf beiden Seiten des «Röstigrabens» und damit auch die früher grossen Empfindlichkeiten der Romands gegenüber den als aggressiv empfundenen «Zurichois».

Die Reaktionen in der Westschweiz seien in keiner Weise mit dem Aufschrei vor zehn Jahren zu vergleichen, als die Fluggesellschaft Swissair beschlossen hatte, keine Interkontinentalflüge mehr ab Genf durchzuführen. «Ich denke, dass die Leute wissen, dass diese Übernahme auch für die Romandie besser ist», sagte Rothenbühler am Freitag gegenüber dem Klein Report. Der Teilverkauf durch Edipresse-Verleger Pierre Lamunière werde als «geschickter Zug» gewertet, weil dieser so zu neuem Geld komme, um sein Auslandsgeschäft zu stärken. Und: Wichtigster Minderheitsteilhaber des grössten Players im inländischen Verlagsgeschäft zu werden, sei auch ein Trumpf für die Lausanner.

Bei dramatisch sinkenden Werbeerträgen sei es vordringlich, an den Unkosten zu sparen, wo es nur möglich sei, ist laut Rothenbühler der Sinn der Teilübernahme. Zusammen mit der Tamedia werde Edipresse beispielsweise beim Einkauf von Computern und Papier günstigere Konditionen erhalten. Zudem sei es «spannend», Internet-Plattformen gemeinsam zu betreiben.

Der mit einer Westschweizerin verheiratete Tamedia-CEO Martin Kall wisse aber sehr genau, dass er die lokalen Manager und Publikationen nicht von Zürich aus steuern könne. «Das würde schon in Bern nicht gehen und noch viel weniger in Lausanne oder Genf», betonte Rothenbühler. In diesem Zusammenhang erinnerte er an das in den 80er-Jahren gescheiterte Ringier-Experiment mit einer deutsch-französischen Zeitschrift «Woche»/«L`Hebdo».

Zu den Titeln von Edipresse gehören «Tribune de Genève, «24 Heures», die «Matin»-Gruppe, «Femina», «Bilan», «Télé top matin» und «TV guide». - Siehe auch: Tamedia-Edipresse-Fusion ist nicht das Ende des Konzentrationsprozesses, Tamedia-Edipresse-Fusion über die Sprachgrenze hinweg und Tamedia übernimmt Edipresse