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Freitag
20.06.2025

Medien / Publizistik

Alisha Lehmann prangt als riesiges Wandgemälde an der Badenerstrasse neben dem Zürcher Letzigrund... (Bild: © Klein Report)

Alisha Lehmann prangt als riesiges Wandgemälde an der Badenerstrasse neben dem Zürcher Letzigrund... (Bild: © Klein Report)

Sie ist das bekannteste Gesicht des Schweizer Fussballs. Und doch hat sie ihren Platz im EM-Kader noch nicht auf sicher. Immerhin erstrahlt Alisha Lehmann nun von einer Zürcher Hausfassade.

In zweieinhalb Wochen ist es soweit: Mit der Uefa-Euro der Frauen startet am 2. Juli der grösste Sport-Event, der je in der Schweiz stattfand. In den Stadien wird mit 550’000 Fans aus 100 Ländern gerechnet. Am TV werden für die 31 Partien 500 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet. Die Schweizerinnen steigen gegen Norwegen ins Turnier.

Und in der Öffentlichkeit wird das Turnier immer sichtbarer. In Zürich prägt das Lichtkunstprojekt «Red Goals» das Stadtbild. Zehn grosse rote Fussballtore leuchten auf diversen öffentlichen Plätzen – vom Zürichhorn über den Lindenhof bis zum Turbinenplatz. Das Maskottchen Maddli (ein Bernhardinerwelpe) begegnet einem an diversen Ecken und in vielen Schaufenstern. Und seit Neuestem prangt ein riesiges Wandgemälde an der Badenerstrasse neben dem Letzigrund – es zeigt die berühmteste Fussballerin der Schweiz, Alisha Lehmann.

Die 26-jährige Bernerin aus Tägertschi verdankt ihre Bekanntheit aber weniger den sportlichen Leistungen als ihren gekonnten Dribblings in den sozialen Medien. Allein auf Instagram zählt sie 18,1 Millionen Follower – und ist damit die mit Abstand populärste Schweizer Sportlerin im digitalen Universum. Im Vergleich zu ihr verschwindet selbst Roger Federer quasi in der Anonymität. 

So ist es kein Zufall, dass das blonde Starlette die Fantasien weit über die Schweizer Grenzen hinaus bewegt. Die «Welt» titelt: «Die bekannteste Fussballerin der Welt bangt um ihren Platz». Der «Spiegel» fragt seine Leserschaft: «Alisha Lehmann – Phänomen oder sportliche Randfigur?». Und «Sportbild» weiss: «Alisha Lehmann – die Starspielerin spaltet die Sportwelt».

Die «Neue Zürcher Zeitung» schrieb schon vor Jahresfrist: «Der wahre Star im Schweizer Fussball ist eine Frau» – und hob Lehmann sogar über Xhaka und Co. Vor einigen Wochen stellte die NZZ die sportliche Existenzfrage: «Kann sich die Schweiz die prominente Absenz von Lehmann leisten?»

Die Frage geht an die Schweizer Nationaltrainerin Pia Sundhage. Entscheidet die Schwedin nach sportlichen Kriterien, müsste sie Alisha Lehmann eigentlich aussortieren. Doch in einem Sport, der weiterhin um Medienpräsenz und öffentliche Wahrnehmung buhlt, zählen Klicks und Follower fast noch mehr als Tore und Steilpässe. Als Botschafterin ist Alisha Lehmann nicht zu ersetzen. Und so könnte auch für Trainerin Sundhage eine Win-win-Situation entstehen. Denn Lehmanns wichtigste Qualitäten (Make-up, Hairstyling, Medienpräsenz) verlieren auf der Ersatzbank nichts an Wert. Und an den Zürcher Hauswänden schon gar nicht.