Der Leiter des Bereichs Fernsehen im Konzernstab der Ringier AG, Hans Jürg («Fibo») Deutsch, spricht sich in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift «Klartext» gegen ein Gebührensplitting zwischen SRG und privaten TV-Anbietern aus. «Bevor ich weiss, wie der Leistungsauftrag für Lokalfernsehen definiert ist, möchte ich auch nicht sagen, es gibt Gebühren für Privatfernsehen», erklärte er und ergänzte: «Ich finde es einfach ein Problem, dass der Gebührenzahler zum Beispiel das Defizit des Grossverlags Tamedia mittragen soll. Wenn ein Verlag Privat-TV machen will, meine ich, sollte er auch bereit sein, das Risiko zu tragen.» Deutsch ist auch nicht überzeugt, dass die lokalen TV-Anbieter Gewinne erwirtschaften. Die wenigsten würden nur aus publizistischen Überlegungen senden, sondern auch «weil sie einen Fuss im TV-Business haben wollen. Ich glaube auch, dass die wenigsten rentieren, auch TeleZüri nicht, selbst wenn sie es behaupten».
Der Medienmanager sieht auch keinen Anlass zu Befürchtungen, wonach bei einem von der RTVG-Revision sanktionierten Gebührensplitting Presse TV auf dem zweiten Kanal darunter leiden müsste, das derzeit mit 12 Mio. Franken jährlich von der SRG alimentiert wird. «Die SRG wird einen Teufel tun, Presse TV zu streichen. Sie kommt nie wieder so günstig an Programme wie mit Presse TV. Wir sind verpflichtet, für diese 12 Mio. Franken 14 000 Minuten Eigenproduktionen schweizerischer Machart herzustellen. Die SRG bekommt also Sendungen zu einem Preis pro Minute, die sie selber nie so günstig herstellen könnte», betonte Deutsch weiter.
Im Zusammenhang mit der in die Kritik geratenen Sendung «Gesundheit.Sprechstunde» zeigt sich Deutsch erfreut, dass es zum Thema Sponsoring «nun eine Diskussion mit dem Bakom gibt». Insbesondere sieht der Leiter TV Handlungsbedarf bei der Klärung, wie Multi-Channel-Strategien umgesetzt werden können, und verwies dabei auf ein Buch zum Thema Alzheimer, das aus einer Gesundheitssendung entstanden ist. «Gemäss Verordnung des RTVG darf man weiterführende Materialien veröffentlichen. Darf ich nun mit diesem Buch Geld verdienen oder muss ich es karitativ vertreiben? Auch die SRG hat mit der DVD zur Gotthelf-Sendung ein Verfahren am Hals. Das muss nun wirklich geklärt werden», ergänzte Deutsch.
Mittwoch
20.10.2004