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Sonntag
11.12.2011

Das NDR-Medienmagazin «Zapp» berichtete im Beitrag «Migrantin oder Dealer - Schwarze im Fernsehen» über dunkelhäutige Schauspieler, die in Spielfilmen immer wieder die gleichen Rollen spielen müssen. Der Klein Report hat bereits mit der SRG und der SwissCasting-Chefin Ruth Hirschfeld gesprochen und nun auch beim Schweizer Schauspieler Urs Althaus nachgefragt. Althaus hat einen schwarzen Vater und eine weisse Mutter. Er hat im Fussball-Film «L`allenatore nel pallone» den brasilianischen Fussballspieler Aristoteles gespielt und war 1986 neben Sean Connery im Film «Der Name der Rose» zu sehen. Althaus lebt in Flüelen am Urnersee.

«Mir ist nicht bewusst, dass es in der Schweiz viele Rollen für schwarze Schauspieler gibt. Auf jeden Fall habe ich mich gefreut, dass ich nach 30 Filmen endlich auch mal in der Schweiz in einer TV-Serie als schwarzer Vater mitspielen durfte», sagte er, lachte und ergänzte: «Gute Casting-Direktorinnen und -Direktoren versuchen natürlich immer, die besten Schauspieler für die Rolle zu besetzen, und dann kann es schon einmal vorkommen, dass die Hautfarbe nicht entscheidend ist.»

Althaus hat ein Buch geschrieben: Seine Biografie «Ich, der Neger - Mein Leben zwischen Highlife und Pleiten» wurde ein Bestseller. «Angst und Ignoranz führen zu Stereotypen in Spielfilmen», so Althaus. In Deutschland zum Beispiel werde er oft nicht für Rollen berücksichtigt, da er einen Schweizer Akzent habe und dadurch «nicht als glaubwürdiger Schwarzer» durchgehe. Und das in der globalisierten Welt, wo alle von Integration reden würden. «Für mich ist schwarz schwarz. Ist es nicht komisch, dass Othello zum Beispiel keinen Akzent haben darf?», fragte er.

Er habe ebenfalls schon Rollen abgelehnt, weil sie ihm zu klischeehaft waren, und über solche Rollenangebote habe er sich auch schon aufgeregt. Als positives Beispiel führte er Italien an: «Ich muss Italien ein grosses Kompliment machen: Ich habe dort wunderschöne tragende Rollen spielen dürfen; sie waren nicht auf das Klischee reduziert.»

In der amerikanischen Filmindustrie spiele vor allem die Gleichberechtigung eine grosse Rolle. Althaus differenziert jedoch, und sagte, man müsse fair bleiben. Die USA seien ein «Melting Point» aller Rassen. Die hätten ja auch Kaufkraft und müssten berücksichtigt werden, sagte er. Auch in Europa gebe es viele Einwanderer oder solche wie er, die halt hier geboren seien mit einer weissen Mutter und einem schwarzen Vater. «Ich wünsche mir natürlich, dass mehr Farbe ins Spiel kommt. Da wir ja ein Teil dieser Gesellschaft und auch stolze Bürger sind.»

Eine Patentlösung, um gegen Stereotypen in Spielfilmen anzukämpfen, hat Althaus nicht. Er sagte: «Man soll die Welt nehmen, wie sie ist, und den Mut haben, kreativ all die wunderbaren verschiedenen Menschen und Errungenschaften einzubauen.» Er hat aber auch offene Fragen: «Warum kann ich eigentlich als schwarzer Schweizer nicht einen Banker spielen oder aber einen Gastauftritt im `Traumschiff` haben? Warum kann ein Schwarzer nicht auch eine weisse Rolle spielen? Vorausgesetzt, dass er oder sie natürlich richtig ist für die Rolle.»