Eine Bühne, so breit (33 Meter) wie nirgends in Bern und Umgebung. Dicht gedrängte Klappstuhl-Sitzplätze (2000) bis unters Dach. Ein Bötchen und ein Südsee-Inselchen (das dann im Handumdrehen verschwindet), ein schnorchelnder Trockenschwimmer, ein Strandbad, eine potemkinsche Bahn und ein Mini-Tram auf der Kirchenfeldbrücke am Horizont, im Zentrum die Gartenbeiz «Pot au feu», einfach Pot geheissen, ein «P. Hofer»-Musikhaus, ein paar Hausidyllen - so präsentiert sich die Berner Matte auf der BernExpo-Musicalbühne anlässlich der Premiere des Musicals «Alperose» mit Songs von Polo Hofer. Für den Klein Report war Rolf Breiner an der Musical-Premiere.
Auf dem wandelbaren Schauplatz spielen sich Liebes-Minidramen, Feste und Romanzen ab. Pesche ist einst in die grosse weite Welt abgehauen und hat Lorraine sitzen gelassen. Nun kehrt er zurück und erfährt, dass Kumpel Johnny seine alte Liebe Lorraine heiraten will. Ein anderer der «Bärner Giele», Kari, betreibt mit seiner Berliner Freundin Sophie den «Pot» und plant eine Weltreise. Johnnys Hochzeit platzt, gefestet wird trotzdem. Weil man sich so lieb hat - die flotte Lotti und DJ Dave, Girls und Boys, Bier-Fan Heiri und seine Emma. Ausserdem sorgt Lorraines Vater dafür, dass seine Tochter den Richtigen bekommt ...
Das ganze Liebeskarussell um Heimkehr und Aufbruch, das sich in diesem Berner Quartier dreht, dient als Vernetzung von zwei Dutzend Polo-Hofer-Songs. Das Potpourri unter dem Sammeltitel «Alperose» unterhält fast drei Stunden. Auch wenn Hits wie «Kiosk», «Teddybär» oder «Giggerig» durch den Musicalwolf gedreht, Disco-«getunt» oder weichgespült wurden, haben sie ihren Charme, ihren Charakter nicht verloren.
Die diversen Sänger und Sängerinnen waren gut bei Stimme, die Tanzbeinschwinger und -schwingerinnen in ansehnlicher Form. Die aufwendige «Alperose»-Revue lässt sich sehen und hören und machte dem Premieren-Publikum Spass. Die Band mit dem musikalischen Leiter Stefan Mens («Heidi»), in einem Berner Häuschen eingezwängt, spielte diszipliniert.
Besonders gefielen die zierliche und ausdrucksstarke Eveline Suter (Lorraine), die propere und sexy Rahel Fischer (Lotti) und Eric Hättenschwiler (Pesche). Eine Nummer für sich war Marc Dietrich vom Erfolgstrio Peter, Sue & Marc als Biergeniesser Heiri, der manchen träfen Satz setzte.
Den Höhepunkt in diesem netten, fast dreistündigen Musical mit 29 Bühnenakteuren und siebenköpfiger Band bot freilich Polo himself. Sein Intermezzo als müder Rosenverkäufer, der «S`letschte Tram» sang, wurde vom Publikum herzhaft gefeiert. Nur etwa zehnmal wird das Berner Rockurgestein Polo Hofer ein Gastspiel bei den 58 Aufführungen (bis zum 15. April) geben. Wenn die Stimme auch brüchig, der Auftritt fast wehmütig klein war, wurde doch klar: Polo ist das Mass aller Dinge und das Musical nur Dekoration der Evergreens von Rumpelstilz, SchmetterDing und SchmetterBand.