Wie Medien mehr Transparenz herstellen und wie sie Rechenschaft ablegen, zeigt eine internationale Studie. Eine Zeitung allerdings droht mit Konsequenzen, wenn man sich beschweren will. Roger Blum berichtet für den Klein Report über eine internationale Studie, welche die Transparenz und die Rechenschaftsbereitschaft der Medien in den 14 Ländern Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Spanien, Niederlande, Finnland, Österreich, Schweiz, Estland, Polen, Rumänien, Tunesien und Jordanien untersucht. Einbezogen sind also neben west- und nordeuropäischen auch osteuropäische und arabische Länder.
In Deutschland ist das Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus an der Universität Dortmund mit Professorin Susanne Fengler verantwortlich, in der Schweiz das Europäische Journalismus-Observatorium an der Universität Lugano mit Professor Stephan Russ-Mohl. An der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) in Dortmund gaben Mitarbeitende Einblick ins Forschungslabor. Erste Ergebnisse sind bereits auch als Buch erschienen*.
Judith Pies und Tobias Eberwein von der Universität Dortmund stellten die Frage, ob webbasierte Formen der Medienbeobachtung - beispielsweise Medienblogs oder Medienkritik via Facebook oder Twitter - die Defizite der traditionellen Selbstkontrolle ausgleichen können. Sie befragten rund 100 Journalisten, Blogger und Netzaktivisten in den 14 Ländern und kamen zum Schluss, dass die Qualitätssicherung durch die Medienbeobachtung im Internet sinnvoll weiterentwickelt werden kann.
Der wachsende Wettbewerb um ein loyales Publikum bringt die Medien dazu, mehr Transparenz herzustellen. Darüber berichtete Tina Bettels von der Universität Dortmund. Fast alle Medien stellen Verbindungen zu sozialen Netzwerken her. Die italienische «Repubblica» überträgt ihre Redaktionskonferenzen online. Die britische BBC und der schwedische «Dagens Nyheter» bieten die Möglichkeit an, Fehler zu korrigieren. Will man bei der russischen Wochenzeitung «Argumenti i Fakti» auf den Fehlerbutton drücken, so erscheint die Warnung: «Falls Sie diesen Knopf drücken, wird eventuell der verantwortliche Redaktor entlassen!» Bei der BBC kann man auf eine News-Sources-Seite gelangen, die Auskunft über die Quellen gibt. Verschiedene Medien haben Ombudsstellen geschaffen, bei denen man sich beschweren kann.
Gibt es einen Trend, wo besonders Wert auf Transparenz gelegt wird? Susanne Fengler weist darauf hin, dass sich die Boulevardmedien zugänglicher zeigen als die Qualitätsmedien. Und sie macht am Beispiel Polen deutlich, dass in Osteuropa überraschend viel passiert: «Hier ist die Wertschätzung der Bürger gewachsen.»
* Tobias Eberwein/ Susanne Fengler/ Epp Lauk/ Tanja Leppik-Bork (Herausgeber): Mapping Media Accountability - in Europe and Beyond. Köln: Herbert von Halem-Verlag (http://halemverlag.lookingintomedia.com/shop/index.php/cPath/18?XTCsid=4a78e586cd9ca7e102ae01786c4bc48b)