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Dienstag
04.04.2006

Betrüger, Hacker und Spione machen die Kommunikation via Internet zunehmend unsicher. Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani) des Bundes erwartet eine steigende Bedrohung, weil die Kriminellen ihre Techniken laufend verbessern. Als grösste cyberkriminelle Gefahr wertet die Stelle in ihrem am Dienstag veröffentlichten Halbjahresbericht 2005 so genannte Botnetze (Netze von ferngesteuerten Computer). Mit Spam-Versand, Datenklau, Systemattacken und Verschlüsselungs-Angriffen lasse sich viel Geld verdienen. Opfer der immer zahlreicheren Botnetze seien private Computer, aber auch Betriebssysteme von Firmen und Regierungsstellen. Melani erwartet, dass kleine und mittelgrosse Unternehnmen (KMU) vermehrt Opfer von Systemangriffen sein werden. Die Bekämpfung der Netze werde zunehmend schwieriger.

Eine steigende Bedrohung sieht die Melde- und Analysestelle auch im so genannten Phishing, dem Diebstahl von vertraulichen Daten via betrügerische E-Mails. Die Kriminellen verbesserten ihre Methoden, und es sei vermehrt mit Angriffen gegen im Umgang mit Phishing noch wenig erfahrene, kleinere Finanzdienstleister zu rechnen. Dank hohen Sicherheitsstandards, ihrer geringen Grösse und der Mehrsprachigkeit sei die Schweiz aber bei weitem nicht so stark betroffen wie Deutschland. Ein Phishing-Mail gegen ein Schweizer Finanzinstitut sei bisher noch nie beobachtet worden.

Die Internet-Wirtschaftskriminalität, zu der Phishing gehört, habe sich seit 2003 von Jahr zu Jahr beinahe verdoppelt, heisst es im Melani-Bericht mit Berufung auf Zahlen der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität (Kobik). 2003 wurden 145 Fälle gezählt, 2004 bereits 289 und im ersten Semester 2005 deren 275. Betrügereien machten den grössten Anteil an Internetdelikten aus. Würden sich die Opfer umsichtiger verhalten, hätten viele Fälle vermieden werden können, hält Melani fest. Doch immer wieder liessen sich Leichtgläubige von Versprechen blenden, mit wenig Aufwand zu hohem Gewinn zu kommen. Die Stelle warnt weiter vor Industriespionage. Angriffe wurden beispielsweise aus Kanada, Australien und den USA gemeldet, Auch wenn derzeit noch kein Schweizer Fall bekannt sei, gebe es keinen Grund zur Annahme, dass nicht auch die Schweiz ins Visier von Spionen gerate.