Das «Tagblatt der Stadt Zürich» ist am Mittwoch erstmals als wöchentliches Stadtmagazin erschienen. Neben den amtlichen Publikationen enthält es vor allem Geschichten aus dem Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt. Gänzlich aus dem Tagblatt verschwunden sind tagesaktuelle Meldungen aus der Politik, von Unfällen oder über Gerichtsprozesse. Auf der Titelseite des Magazins im Tabloid-Format thront der Kopf der Woche, zu welchem für die erste Ausgabe Dagmar Windisch, Produzentin des Musicals «We will rock you», gekürt wurde.
Personen stehen auch im Mittelpunkt der meisten anderen redaktionellen Beiträge. So wird der Lichtkünstler Gerry Hofstetter zur Weihnachtsbeleuchtung in der Bahnhofstrasse interviewt und ein Wurmforscher der Universität porträtiert. Im Weiteren berichtet eine Redaktorin von ihren Erlebnissen als McDonald`s-Mitarbeiterin. Neben Bewährtem wie der Kolumne eines Stadtrates wartet das «Tagblatt» neu mit einer Doku-Soap auf: In Form eines Fotoromans wird eine fünfköpfige Familie aus Wiedikon durch die Weihnachtszeit begleitet. Neben knapp gehaltenen Ausgeh-Tipps ist im Blatt zudem auch eine mehrteilige Kriminalgeschichte zu finden.
Die Neulancierung des «Tagblatts» ist ein weiteres Kapitel in der in jüngster Zeit bewegten Geschichte des städtischen Amtsblattes, das gemeinsam der Tamedia und der NZZ gehört. Als Reaktion auf die neuen Pendlerzeitungen «20 Minuten» und «Metropol» wurde es 1999 in den «ZürichExpress» umgeformt. Das neue Blatt war farbiger und dicker und sollte die Bedürfnisse der Schnellleser im Grossraum Zürich stillen. Im März 2003 hätte der «ZürichExpress» dann zur Pendlerzeitung «Express» werden sollen. Kurz vor dem ersten Erscheinen des «Express» wurde das Projekt aber gestoppt, weil die Tamedia sich an «20 Minuten» beteiligte, das damals dem norwegischen Verlag Schibsted gehörte.
Der Zürcher Stadtrat hat sich am Mittwoch in einer Medienmitteilung als «nicht glücklich» darüber bezeichnet, dass das Tagblatt nur noch wöchentlich erscheint. Er habe eine solche Lösung nicht gewünscht. Die Neukonzeption sei ein rein verlegerischer Entscheid der Tagblatt AG (60 Prozent Tamedia, 40 Prozent NZZ), die Stadt sei aber im Vorfeld über die Gründe dafür informiert worden. In der neuen Form könne das Tagblatt grundsätzlich die Anforderungen an ein Amtsblatt erfüllen, Verbesserungsvorschläge seien der Tagblatt AG aber bereits kommuniziert worden. Man werde die weitere Entwicklung kritisch verfolgen.
Mittwoch
29.11.2006