Im Medien-Zürich ist der Teufel los: An einer Orientierung vom Donnerstagmorgen hat sich die Zürcher Regierung zur Vergabe der Konzessionen im Regionalfernsehbereich und im Lokalradiobereich geäussert: Bei der Fernsehkonzession spricht sich die Regierung für Tele Top in Winterthur (Günter Heuberger) aus, bei den Radiokonzessionen sollen Radio 1 von Roger Schawinski und Radio Zürisee (Zürichsee Medien, Verlegerfamilie Gut) zum Zug kommen. Bei der dritten «grossen» Radiokonzession für die Region 23 (Zürich und Glarus, 1,5 Millionen Einwohner) lässt die Regierung offen, ob Radio 24 (Tamedia) oder an Energy Zürich (Ringier) zum Zug kommen sollen.
Zur Begründung für ihre Anträge an das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) erklärt die Regierung, sie wolle «zur publizistischen Vielfalt in der Metropolitanregion Zürich» beitragen und eine Konkurrenzsituation schaffen. Tele Top habe das Potenzial, zu einem zweiten starken Regionalfernsehen neben Tele Züri zu werden, glaubt die Regierung. Der Tamedia-Sender sei indes wirtschaftlich stark genug, um auch ohne Konzession wirtschaftlich überleben und sich allenfalls weiter ausdehnen zu können.
Der Umstand, dass mit den Anträgen sowohl zu Radio als auch zu Fernsehen die Gesuche der wirtschaftlich potenten Tamedia («Tages-Anzeiger», «20 Minuten», «SonntagsZeitung», Radio 24, TeleZüri, usw.) nicht unterstützt wurden, sei zwar diskutiert worden, sei aber nicht ausschlaggebend gewesen, sagte Regierungssprecherin Susanne Sorg-Keller auf Fragen des Klein Reports. «Im Vordergrund standen der Programmgedanke und die Meinungsvielfalt», argumentierte sie. «Radio 1 hebt sich am meisten von den anderen Projekten ab und bietet mit erfahrenen und gut ausgebildeten Journalisten Gewähr für ein kritisches und interessantes Programm.»
Das Uvek hat aber neben den drei «grossen» auch noch zwei «kleine» Radio-Konzessionen für den Grossraum Zürich («Millionenzürich») zu vergeben, von denen eine mangels Konkurrenzofferte an das alternative Radio Lora gehen wird. Den zweiten Sendeplatz soll nach Meinung der Zürcher Regierung der abgewiesene Bewerber für eine «grosse» Konzession erhalten. Allerdings haben sich weder Tamedia noch Ringier bisher für eine solche Konzession interessiert, und das Verfahren müsste gewissermassen ausser Programm neu gestartet werden. Bereits früher und wiederholt hatte der Tamedia-Zuständige Andreas Meili angekündet, einen negativen Entscheid des Uvek nicht akzeptieren und an die nächsthöheren Instanzen weiterziehen zu wollen.
Beim Entscheid des Uvek geht es einerseits um Geld: 1,476 Millionen Franken aus dem Gebührentopf soll erhalten, wer die TV-Konzession für die Region 10 (Zürich-Nordostschweiz) erhält und sich dabei verpflichtet, ein Fenster für die Kantone Thurgau und Schaffhausen zu gestalten. Es geht aber, und das ist fast wichtiger, auch um den Platz in den Kabelnetzen: Wer eine Konzession hat, muss zwingend in den Kabelnetzen verbreitet werden, was erst den flächendeckenden Zugang zu den Wohnstuben und damit die grossen Werbeeinnahmen garantiert. Für die Lokalradios im Raum Zürich gibt es (ausser für das alternative Lora) keine Bundesgelder. - Siehe auch: Jubel und Bedauern nach den Radio-TV-Anträgen aus Zürich, Beim Thema Lokalradio-Konzessionen liegen die Nerven blank, Auch Winterthur will Tele Top und TeleZüri gibt Kampf um TV-Konzession nicht verloren
Donnerstag
06.03.2008