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Mittwoch
06.07.2011

Die Privatradios im Grossraum Zürich tragen insgesamt zu einer vielfältigen Radiolandschaft bei. Vor allem die beiden neu im Markt operierenden Radios, Radio 1 und Radio 105, positionieren sich deutlich anders als die etablierten Sender. Zu diesem Schluss kommt die Programmanalyse «Radioprogramme der privaten Veranstalter im Grossraum Zürich», die René Grossenbacher im Namen der Publicom AG am Bakom-Mediengespräch vorgestellt hat. «Die sechs analysierten Stationen räumen der Information im Programm einen höchst unterschiedlichen Stellenwert ein und setzen teilweise andere thematische Akzente», erklärte er.

Eine grosse Bedeutung für die Abgrenzung von den Mitbewerbern hätten zudem die Musikformate. Insbesondere das Alter der gespielten Titel präge die einzelnen Sender stark. Die Musikanteile liegen gemäss der Programmanalyse zwischen 62 Prozent (Radio 1) und 75 Prozent (Radio 105). Entsprechend stark schwankt auch die Informationsleistung, und zwar zwischen 21 Prozent (Radio 1) und sieben Prozent (Radio 105).

«Die Informationsleistung ist in den analysierten Radios sehr unterschiedlich. Im Schnitt ist sie aber eher grösser als in den anderen bisher untersuchten Regionen», zeigte Grossenbacher auf. Radio 1 (21 Prozent) verwende im Vergleich der Zürcher Radios mit Abstand am meisten Zeit für die Informationsvermittlung in den Hauptsendezeiten, während für Radio 105 (sieben Prozent) der tiefste Wert aller bisher in der Schweiz untersuchten Privatradios ermittelt worden sei.

In der Regel werde Information hauptsächlich in Form von Nachrichtenbulletins, in denen Meldungen und kurze Statements dominieren, vermittelt. Doch gebe es in der Informationsaufbereitung ebenfalls unterschiedliche Ansätze, von denen wiederum Radio 1 und Radio 105 die gegensätzlichsten Konzepte repräsentierten: «Der Jugendsender 105 konzentriert sich auf Newsbulletins mit wenigen, inhaltlich stark reduzierten Kurzmeldungen, und setzt darüber hinaus auf Strassenumfragen, Interviews und Studiogespräche», erklärte Grossenbacher vor den Medien. «Demgegenüber vermittelt Radio 1 ausführliche Informationen in Form von Nachrichten und setzt darüber hinaus ein variantenreiches Formenspektrum ein, das auch Kolumnen und andere meinungsorientierte Formen sowie häufige Experteninterviews umfasst», so Grossenbacher weiter.

Insgesamt versuchten die Zürcher Radios, die wichtigsten Ausland- und Inlandereignisse der Woche abzudecken. Die Ereignisse würden jedoch unterschiedlich gewichtet, was insbesondere auch im Bereich der Regionalinformation der Fall sei. Entsprechend resultieren je unterschiedliche thematische Akzente der einzelnen Programme: Radio 1 gewichte Themen in den Bereichen Human Interest und Bad News (Unfälle, Verbrechen, Katastrophen), aber auch Politik besonders stark, Radio 24 akzentuiere Politik und Sport, Radio 105 und Radio Energy thematisierten vergleichsweise häufig Musik und Kino, und Radio Top und Radio Zürisee widmeten Wirtschaftsthemen relativ viel Raum.

Alle Zürcher Privatradios räumten der Berichterstattung über nationale und internationale Themen insgesamt mehr Raum ein als der Regionalinformation. «Am stärksten auf das Versorgungsgebiet ausgerichtet sind Radio Energy und Radio Zürisee, während Radio 1 sowohl dem Inland als auch dem Ausland mehr Platz zugesteht als der Regionalberichterstattung», erklärte Grossenbacher.

Der regionale Raum werde im Übrigen von den Sendern sehr unterschiedlich interpretiert. Dies falle vor allem bei den Sendern mit identischem Versorgungsgebiet auf (Radio 1, Radio 24, Radio Zürisee). So berichte das in Rapperswil stationierte Radio Zürisee ausführlicher über ländliche Gebiete als die beiden Stadtsender, die - ebenso wie Radio Energy und Radio 105 - primär Ereignisse in der Stadt Zürich berücksichtigten. «Ein Direktvergleich mit dem Regionalprogramm Zürich-Schaffhausen von DRS 1 in derselben Untersuchungswoche im Oktober 2010 zeigt aber, dass das öffentliche Radio deutlich mehr regionale Berichterstattung aufweist als die Privaten», so Grossenbacher. Die Fokussierung auf die Stadt Zürich sei bei DRS 1 aber ebenfalls ausgeprägt.