Die einen macht er misstrauisch, für die andern ist er Ansporn, und wieder andere zahlen damit ihre Parkbussen: Am Dienstagabend ist in Winterthur zum 27.Mal der Zürcher Journalistenpreis verliehen worden. Für den Klein Report berichtet Peter Fritsche von «Der Landbote». Der Anruf kam, als er in den Ferien weilte. Für sein Lebenswerk werde er den Zürcher Journalistenpreis erhalten, hiess es am anderen Ende der Leitung. Das machte Karl Lüönd zuerst einmal misstrauisch: «Wollen die mich loswerden? Unschädlich machen? Kastration durch Bekränzung?» Das Misstrauen kommt nicht von ungefähr. Als langjähriger Chefredaktor der «Züri Woche», «Blick»-Journalist, scharfzüngiger Kolumnist und Buchautor hat sich der heute als selbstständiger Publizist tätige Lüönd nicht nur Freunde geschaffen. Das zeigten auch die Beschwerden, die gegen die Ehrung auf dem Sekretariat des für den Preis zuständigen Zürcher Pressevereins eingingen.
Lüönds Tochter hielt die Befürchtungen ihres Vaters dagegen für reichlich übertrieben. «Freu dich doch», riet sie ihm. In gewohnt süffisant-lakonischer Rede gab Lüönd dies am Dienstagabend bei der festlichen Preisverleihung im Winterthurer Casinotheater vor 150 Gästen aus Medien und Politik zum Besten. Nebst anderen waren die Zürcher Regierungspräsidentin Rita Fuhrer, Winterthurs Stadtpräsident Ernst Wohlwend oder Hausherr Viktor Giacobbo im Publikum auszumachen. Mindestens einer freute sich auch öffentlich, dass Lüönd zu Ehren kam: Roger Cahn, Kultur-Managementberater und «Kari`s» langjähriger Weggefährte nannte ihn in seiner Laudatio einen «gewissenhaften, hartnäckigen Jäger und erfolgreichen Sammler».
Hartnäckig geblieben sind bei ihrer Recherche auch Charlotte Jacquemart und Daniel Hug, die in ihrer preisgekrönten Artikelserie für die «NZZ am Sonntag» Hintergründe zur Fusion zwischen den beiden Banken Swissfirst und Bellevue aufgedeckt hatten. Versuche, die kritische Berichterstattung zu verhindern, habe es gleich mehrere gegeben, berichtete Charlotte Jacquemart. Jemand habe etwa damit gedroht, die «NZZ am Sonntag» über 220 Millionen Franken zu verklagen. Und ein Anwalt habe sie «vor persönlichen Konsequenzen» gewarnt. Für Laudator und Radiojournalist Fredy Gsteiger dagegen ist die Artikelserie ein «wichtiges Stück Journalismus» und gleichzeitig ein «Plädoyer für mehr Transparenz in einem Bereich, in dem gravierende Missstände drohen».
Mittwoch
13.06.2007