Die geballte Deutschschweizer Filmszene war in der Nacht auf Donnerstag in der Toni Molkerei zusammengeströmt, um Wiedersehen und Preise zu feiern. Ein Familientreffen unter Freunden und Freundinnen. Bern, sprich Mr. Film, Nicolas Bideau, Chef Sektion Film beim Bundesamt für Kultur, fehlte wohlweislich, wurde aber auch nicht von allen vermisst. Er kriegte gleichwohl sein Fett ab - dank ironischer Bemerkung von Mike Müller anlässlich seiner humorvoll-satirischen Schilderung der Schweizer Filmszene.
Es schneite Preise seitens der Stadt Zürich und der Filmstiftung (Succès Zürich). Die erfolgsreichsten Filme 2006, wobei Eintritte wie Festivalerfolge den Ausschlag gaben, erhielten Erfolgsprämien (Gutschriften), die in neue Projekte und Produktionen fliessen müssen. Erstaunlich: Die blühenden «Herbstzeitlosen» landeten «nur» auf dem 3. Rang (130 000 Franken, keine Festivalerfolge). Der Festivalrenner «Das Fräulein» (Goldener Leopard) schwang obenaus (1. Rang, insgesamt 245 000 Franken für Produktion, Regie, Drehbuch), gefolgt von «Vitus» (2. Rang, 190 000 Franken). Samirs serbelnde Filmfirma Dschoint Ventschr kam so immerhin in den Genuss der Erfolgsprämien. Sie konnten gleichwohl das Zerwürfnis zwischen Regisseurin Andrea Staka («Das Fräulein») und Samir nicht aus der Filmwelt räumen.
Bei den Dokumentarfilmen machte das Porträt über den Rennfahrer «Jo Siffert Live Fast Die Young» das Rennen (120 000 Franken für Produktion und Regie), dicht gefolgt von «Matchmaker» (90 000 Franken) und «Ein Lied für Argyris» (60 000 Franken). Drei Kurzfilme erhielten einen Zustupf: «Nachtflattern» (20 000 Franken), «Aschenbrüder» (15 000 Franken) und «René» (10 000 Franken).
Keine Neuigkeit: Bei den Schweizer Spielfilmen sieht es 2007 mager aus. Keiner glänzte derart, dass er in die Ränge kam. So versorgte die Zürcher Filmkommission nur vier Dokumentarfilme mit Prämien. Ausgezeichnet wurden «Chrigu» (30 000 Franken), «eine Liebeserklärung an das Leben und an die Freundschaft», das Duttweiler-Porträt «Dutti der Riese» (15 000 Franken), der Entsorgungsreport gleichzeitig das Familienporträt «Sieben Mulden und eine Leiche» (15 000 Franken) sowie die Recherche «Bruno Manser Laki Penan» (15 000 Franken). Sonderpreise gingen an Alina Günter und Cyril Gfeiler (für ihre witzige, schlingpflanzen-verspielte Titel- und Abspannsequenz zum Spielfilm «I Was A Swiss Banker» (5000 Franken) und an Dieter Meyer (15 000 Franken) für seine ausserordentlichen Verdienste als Tonmeister («Bruno Moll», «Heimatklänge»).
Das cineastische Publikum war zufrieden und amüsierte sich köstlich sei es bei der munteren Preisverleihung, dirigiert von Schauspieler Matthias Schoch («Jeune Homme») und aufgelockert durch vergnügliche Showeinlagen (Mike Müller, Hardy Hepp & Heppchor, Nils Althaus oder Heidi Maria Glössner) sowie am kalten wie warmen Büffet.
Donnerstag
22.11.2007