Bundesrat Moritz Leuenberger glaubt immer noch, dass Konkurrenz schadet. Natürlich nur bei den Medien, denn da führe sie oft zu einem tieferen Niveau, wie er in einem Interview mit dem «Bieler Tagblatt» vom Samstag meinte. Der Mann, an dem die deutsche Fernsehentwicklung der letzten 18 Jahre notizlos vorbeigegangen ist, bemühte wieder einmal ein Beispiel des Privatsenders «Tele 24», dessen Absturz auch auf sein Konto geht. «Natürlich, als in Bern eine Gasleitung explodierte, sah man auf Tele 24 das zerstörte Haus während des ganzen Tages.» Ob das aus medienpolitischer Sicht allerdings ein wichtiger Beitrag gewesen sei, darüber lasse sich streiten, findet Leuenberger.
Zur Erinnerung: In dieser Zeit hatte Tele24 täglich bis zu 1,2 Millionen Zuschauer. Bei den grossen Newsgeschichten wie 11. September, Attentat Zug und Swissair-Grounding spielte der TV-Sender eine wichtige Rolle, wodurch auch die SRG zu besseren Leistungen animiert wurde. Eine Ansicht, die auch der damalige Chefredeaktor Filippo Leutenegger teilt. Medienprodukte, die durch eine neue Konkurrenzsituation Verbesserungen erfahren haben, gibt es auch im Printbereich zuhauf. Ansonsten würden wir heute immer noch im Kartoffel-Druck Zeitungen produzieren.
Ob sich in naher Zukunft einnmal Feuilleton-Ressorts um wichtige Beiträge des Bundesrates a.D. balgen werden? Der Klein Report zweifelt, dass das Kultur-Ressort der «Neuen Zürcher Zeitung» zusammenzuckt, falls beim «Tages-Anzeiger» dannzumal ein paar Zeilen des ehemaligen Politikers Leuenberger erscheinen werden. Und falls die NZZ einen bürgerlichen schriftstellernden Ex-Politiker zu Wort kommen lässt? Dann schadet diese Konkurrenz unter den Medien der Qualität? Sie senkt das qualitative Niveau? Fragen über Fragen.
Im Interview verteidigte Moritz Leuenberger zudem das neue Radio- und Fernsehgesetz. Für den Bundesrat sei bei der Gesetzesvorlage der nationale Zusammenhalt im Vordergrund gestanden. Die Schweiz brauche eine starke SRG. Zu deren Programminhalten will sich der Medienminister aber nicht äussern. Schade eigentlich, findet der Klein Report. Weil sich doch die ganze neue Unterhaltungsschiene von SF DRS bei den Privaten bedient - statt es mal auf eigene Faust zu probieren. Ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von Tele Züri werden mit finanziell überduchschnittlich hohen Löhnen abgeworben. Dito bei der Firma Ringier, die aber wiederum über SF 2 am Gebührentopf beteiligt ist. Oder das Theater um Roman Kilchspergers (hohen) Lohn. Zu den Programminhalten möchte sich der Medienminister also nicht äussern, wie er gegenüber dem «Bieler Tagblatt» zu Protokoll gab. Er würde damit sein Amt missbrauchen. Aha, sagt der Klein Report. Dürfen wir noch eine letzte rethorische Frage stellen? Wie verhält es sich, wenn der Minister etwas über die Privaten sagt? Dort wo es vom Markt her Konkurrenz gibt, die aber der Qualität schadet und oft zu einem tieferen Niveau führe... Das ist kompliziert, findet der Klein Report. Schaffen wir doch den Markt ab. Dann ist wieder Ruhe im Karton.
Sonntag
20.02.2005