Hassrede und die Androhung rechtlicher Schritte gehören zu den häufigsten Formen der Bedrohung für Medienschaffende in der Schweiz. Und: «Eine von neun Personen hat sexuelle Belästigung erfahren».
Das geht unter anderem aus einer repräsentativen Befragung durch das Institut für Angewandte Medienwissenschaft (ZHAW) hervor.
Am meisten würden Medienschaffende auf öffentlich zugänglichen digitalen Kanälen bedroht. «Sechs von zehn Medienschaffenden geben an, dass sie im letzten Jahr mit hasserfüllten Äusserungen oder Beleidigungen konfrontiert wurden.»
Besonders betroffen seien Medienschaffende, die investigativ arbeiten oder eine interventionistische journalistische Rolle einnehmen, also beispielsweise Mächtige kontrollieren, Missstände beleuchten und Desinformation entgegenwirken wollen.
Auf der Redaktion des Klein Reports gehen im Zweiwochenrhythmus anwaltliche Schreiben oder Drohtelefonate ein. Oft sollen Texte umgeschrieben, abgeändert oder ganz gelöscht werden. Die Wunschliste ist lang. Grossmehrheitlich medienrechtlich irrelevante Begehren, dafür wird mit dem Entzug von Werbegeldern gespielt und damit bei einigen Redaktionen die Günstlingswirtschaft befördert.
Forschungsleiter Vinzenz Wyss: «Ich empfehle Medienhäusern, institutionalisierte Unterstützungs- und Schutzprogramme aufzubauen, um besonders vulnerable Gruppen gezielt zu stärken.»
Berufs- und Verlegerverbände sollten entsprechendes Fachwissen verbreiten und niederschwellige Beratungsangebote zur Verfügung stellen. Aber auch in der journalistischen Aus- und Weiterbildung gezielt den Umgang mit Bewältigungsstrategien trainieren, wäre eine Möglichkeit.
Neue regulatorische oder medienrechtliche Massnahmen hält Medienprofessor Vinzenz Wyss dagegen nicht für notwendig.
Wyss präsentierte die Ergebnisse aus dem «Gefährdungsmonitor Journalismus Schweiz» am Donnerstag am «JournalismusTag.25» in Winterthur. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) gemacht.
Gemäss der ZHAW hat die Studie unter der Leitung von Vinzenz Wyss ein Projektvolumen von 122'000 Franken. Projektteam: Louis Schäfer, Valery Wyss und Mirco Saner.


