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Mittwoch
30.07.2008

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat eine Vereinbarung mit China zur Zensur von Internetseiten während der bevorstehenden Sommerspiele eingeräumt. Dies gab IOC-Pressechef Kevan Gosper bekannt. Gosper hatte bislang versichert, die 21 500 zu den Olympischen Spielen in Peking akkreditierten Medienleute hätten freien Zugang zum Internet. «Ich habe nun erfahren, dass IOC-Vertreter mit den Chinesen darüber verhandelt haben, einige kritische Seiten zu blockieren, weil sie keinen Bezug zu den Spielen haben», sagte Gosper der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.

Er bedauere, dass es nun doch keinen ungehinderten Zugang zum Netz zu geben scheine. Das Pekinger Organisationskomitee (Bocog) und das IOC hätten «eine eindeutige Mitteilung über den Internetzugang früher machen sollen». Bocog-Sprecher Sun Weide sagte dazu, der eingeschränkte Zugang zum Internet werde die Berichterstattung über die Spiele nicht beeinträchtigen.

China hat sich als Gastgeber der am Freitag kommender Woche beginnenden Spiele verpflichtet, Journalisten freies Arbeiten zu ermöglichen. Dazu wurden bereits im Januar 2007 die Kontrollen der Korrespondenten aus dem Ausland gelockert. Versuche, vom Pressezentrum der Spiele die Internetseiten von Amnesty International anzuklicken, waren am Mittwoch vergebens. Die Organisation hatte sich am Vortag kritisch zur Lage der Menschenrechte in China geäussert. Die Internetseiten der in China verbotenen Meditationsbewegung Falun Gong konnten ebenfalls nicht aufgerufen werden.

Der Präsident des Australischen Olympischen Komitees äusserte sich enttäuscht über die Zensur des Internets. Die Freiheit der Medien und Transparenz seien lebenswichtig für die Olympische Charta, sagte John Coates. Auch Reporter ohne Grenzen (RoG) kritisiert die Einschränkungen auf das Schärfste. «Die chinesischen Behörden haben erneut ihr Versprechen gebrochen», so ROG. «Die Lage der Menschenrechte und Meinungsfreiheit sollte verbessert, ausländische Journalisten sollten frei recherchieren und berichten können. Nun herrscht Zensur.» RoG kritisierte zudem, dass das IOC die derzeitige Situation durch sein jahrelanges Schweigen erst möglich gemacht habe.