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Mittwoch
27.05.2009

Lebt der Mann auf einem anderen Planeten oder haben all jene unrecht, die vom nahen Ende der Zeitungen reden? Der Mann, Gavin O`Reilly, CEO der irischen Independent News and Media, ist immerhin Präsident des Weltverlegerverbandes WAN (World Association of Newspapers). An der Konferenz «Power of Print» in Barcelona hat er verächtlich von einem «neuen Sport» gesprochen, den die Voraussagen über das bevorstehende Ende der Zeitungen erreicht hätten. «Das Verhängnis und die Finsternis unserer Industrie zu prognostizieren, ist für mich die groteskeste Art der Selbstzerstörung in der Geschichte unserer Branche», wehrte sich WAN-Präsident O`Reilly für die Printmedien.

Zum Beleg wies er darauf hin, dass die weltweite Auflage der bezahlten Zeitungen im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent auf nahezu 540 Millionen Exemplare gestiegen sei - und in den vergangenen fünf Jahren sogar um 8,8 Prozent. Würde man die Gratiszeitungen dazu zählen, käme man gar auf Steigerungen um 1,62 Prozent im Jahr 2008 und um 13 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Europa sei dabei das «Hotbed» für Gratszeitungen: 23 Prozent der Tageszeitungen waren hier 2008 unentgeltlich.

Zweifellos sei es richtig, dass die Einnahmen der Zeitungen im Jahr 2008 weltweit um genau 5 Prozent gesunken seien, sagte der WAN-Präsident weiter. Allerdings fliessen nach seinen Worten immer noch 37 Prozent der weltweiten Werbeausgaben in die Printmedien. Diesen gehe es darum nicht schlechter als den übrigen Branchen als Folge der Finanzkrise. «Ich will damit die Schwere der Situation nicht schönreden», räumte er ein, «aber es ist eine Tatsache, dass alle wichtigen Medien nicht stärker und nicht weniger leiden als die übrigen hauptsächlichen Wirtschaftszweige.»

O`Reilly mochte auch nicht das Internet als Hauptursache für das (von ihm bestrittene) Zeitungssterben akzeptieren. «Warum soll etwas derart kompliziertes wie der Medienkonsum auf einen simplen Gegensatz zwischen Online und Print reduziert werden?», fragte er. Denkbar wäre ja auch, dass der Konsument ein Sowohl-als-auch-Verhalten entwickelt habe. - Mehr Details zur «Power of Print»-Konferenz: http://www.wan-press.org