Die Auflagen von Printzeitungen waren im vergangenen Jahr weltweit rückläufig, doch wurde dieser Rückgang durch den Zuwachs bei den Nutzern digitaler Medien mehr als ausgeglichen. Dies eine Haupterkenntnis der jährlichen Studie «World Press Trends», die der Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) am Donnerstag auf dem Weltkongress der Zeitungen und dem World Editors Forum in Wien vorgestellt hat.
Die Zeitungen erreichen täglich 2,3 Milliarden Leser und damit 20 Prozent mehr Menschen als das Internet, dessen Nutzer täglich mit 1,9 Milliarden beziffert werden. Die weltweiten Auflagen der Tageszeitungen gingen 2010 allerdings gegenüber dem Vorjahr um rund zwei Prozent von 528 auf 519 Millionen verkaufte Exemplare zurück.
Im Asien-Pazifik-Raum stiegen die Auflagen von 2009 bis 2010 um sieben Prozent und in den letzten fünf Jahren um 16 Prozent. Auch in Lateinamerika konnte ein Anstieg der Auflagen verzeichnet werden: zwei Prozent im vergangenen Jahr und 4,5 Prozent in den letzten fünf Jahren. Rückgänge wurden dagegen in Europa beobachtet: 2,5 Prozent im Jahresvergleich und 11,8 Prozent in den letzten fünf Jahren in Westeuropa beziehungsweise zwölf Prozent im Jahresvergleich und zehn Prozent in den letzten fünf Jahren in Ost- und Mitteleuropa. Den stärksten Rückgang der Zeitungsauflagen verzeichnete Nordamerika mit elf Prozent gegenüber dem Vorjahr und 17 Prozent in den letzten fünf Jahren.
Die Anzahl der Zeitungstitel stieg 2010 weltweit um 200 auf 14 853. Dieser Anstieg wird jedoch durch Konsolidierungsmassnahmen der Verlage in vielen Märkten abgeschwächt, da unrentable Titel geschlossen werden und die Anzahl der Gratiszeitungen weltweit abnimmt. Diese Entwicklung betrifft vor allem Osteuropa, wo die errungene Meinungsfreiheit zunächst zur Gründung einer Vielzahl von Titeln führte, die wirtschaftlich allerdings nicht tragfähig waren. Die Anzahl der Zeitungstitel nahm in Osteuropa 2010 um vier Prozent und in den letzten fünf Jahren um acht Prozent ab. Überhaupt mussten die Gratiszeitungen 2010 einen starken Einbruch verkraften. Während sie 2008 weltweit noch Auflagen in Höhe von etwa 34 Millionen Exemplaren verzeichnen konnten, waren es 2010 nur noch 24 Millionen Exemplare.
Die Zeitungsleserquote ist am höchsten in Island, wo 96 Prozent der Bevölkerung eine Tageszeitung lesen. In dieser Rangliste folgen Japan (92 Prozent), Norwegen, Schweden und die Schweiz (82 Prozent) sowie Finnland und Hongkong (80 Prozent). Bei den Verkaufszahlen steht Japan mit einer beeindruckenden durchschnittlichen Zeitungsauflage von 461 000 Exemplaren an der Spitze, gefolgt von Österreich mit einer durchschnittlichen Auflage von 162 000 Exemplaren pro Titel.