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Samstag
24.04.2004

Manche Zeitschriften sind so alt, dass ein bisschen Licht sie zerstören würde, andere hingegen so modern, dass man sie kaum archivieren kann. «An Zeitschriften lässt sich der Wandel der Welt ablesen. Sie sind die erste Quelle überhaupt, welche die gewaltigen Veränderungen dokumentieren», sagte Rainer Diederichs, Pressesprecher der Zentralbibliothek Zürich (ZB), dem Klein Report am Freitag auf Anfrage. Vom 26. April bis 19. Juni zeigt die ZB in einer Ausstellung die Entwicklung des Mediums Zeitschrift von den Vorläufern und Anfängen im 17. Jahrhundert bis zu den Online-Zeitschriften der Gegenwart. Im Mittelpunkt der Ausstellung «Vom Papier ins digitale Zeitalter: das Medium Zeitschrift» stehen die so genannten Turicensia. «Das ist das Zürcher Schrifttum, unter anderem auch alle Zeitschriften, die im Kanton Zürich erscheinen, von der ersten Ausgabe an bis zum heutigen Datum», so Diederichs zum Klein Report weiter.

Die erste Schweizer Zeitschrift heisst der «Historische und politische Mercurius», sie wurde von J. H. Gessner 1694 herausgegeben. Die «Seltsamen Naturgeschichten des Schweizer-Lands» von J. J. Scheuchzer (1705) stellen die erste wissenschaftliche Zeitschrift der Schweiz dar. In Frankreich und England sind bereits 1665 Science-Zeitschriften gegründet worden: das «Journal des Savants» und die «Philosophical Transactions». Doch als eigentliche Massenmedien florierten die Zeitschriften erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts.

Der Ausstellungsrundgang endet bei den Online-Zeitschriften, die wegen der Informationsflut, steigender Zeitschriftenpreise und Verzögerungen im Publikationsprozess als neue Publikationsform in den frühen 80er Jahren entstanden sind. In den 90er Jahren schafften sie dann den Durchbruch. «Die Zukunft liegt ganz klar im elektronischen Bereich», so Diederichs, «auch wegen der raschen Periodizität.» Die Zentralbibliothek führt 9200 laufende Zeitschriftentitel und ermöglicht den Zugriff zu weiteren 16 000 elektronischen Titeln.

Kommenden Montag Punkt 8 Uhr öffnet die Ausstellung. «Vernissagen gibt es bei uns nicht», so Pressesprecher Diederichs, und er fügt scherzend hinzu: «Wir stellen unser Licht manchmal unter den Scheffel.» Ganz so wie die antiken Zeitschriften, die sich auch lieber in der Dunkelheit aufhalten.