Heftige Proteste hat die Herausgabe von E-Mail-Daten durch Yahoo bei Journalistenorganisationen weltweit hervorgerufen, die zur Verurteilung des systemkritischen chinesischen Journalisten Shi Tao zu 10 Jahren Haft geführt haben. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) in New York zeigte sich «alarmiert» und forderte eine Erklärung von Yahoo und der Regierung in Peking. Reporter ohne Grenzen kritisierte das Verhalten von Yahoo scharf. «Wir wussten bereits, dass Yahoo bei der Zensur begeistert mit dem chinesischen Regime kollaboriert, aber jetzt wissen wir, dass sie auch noch Informanten der Polizei sind», berichtet die Nachrichtenagentur DPA am Donnerstag.
Der 37-jährige Journalist war im April wegen der «Weitergabe von Staatsgeheimnissen» an «feindliche Elemente» im Ausland zu 10 Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte Informationen über eine Warnung der Propagandaabteilung an chinesische Journalisten vor dem 15. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 bekannt gemacht. Shi Tao hatte eine E-Mail über sein privates Yahoo-Konto an Betreiber einer ausländischen Website geschickt, die diese Informationen anonym veröffentlichten. Chinesische Ermittler hatten die E-Mail mit Hilfe von Yahoo (Hongkong) zu der Zeitung in Hunan zurückverfolgt, wo Shi Tao damals noch als leitender Redaktor arbeitete, wie aus dem schriftlichen Urteil hervorgeht.
Die politische Selbstzensur, der sich Yahoo oder Google in China aus Rücksicht auf ihre Geschäftsinteressen unterwerfen, hat bereits früher zu heftiger Kritik geführt. Um an dem rasant wachsenden chinesischen Internetmarkt teilzuhaben, hatte Yahoo sich erst im August für 1 Mrd. US-Dollar bei dem führenden chinesischen Internetunternehmen Alibaba eingekauft.
Donnerstag
08.09.2005