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Sonntag
06.10.2002

Unter dem aktuellen Druck der (schlechten) Verhältnisse bei den Printmedien ändert sich manches, das früher festgefügt schien. So erscheinen seit kurzem in der einst stramm-linken «Wochen-Zeitung» (WoZ) aus Zürich nicht nur grosse, bis zu ganzseitige kommerzielle Inserate (Swisscom, Postfinance) sondern gar Auto-Werbungen. Bereits drei halbseitige Vierfarben-Annoncen haben Fiat/Lancia ins konsumkritische Blatt geschaltet – übrigens aus eigenem Antrieb und ohne Bearbeitung durch die Inseratenabteilung. «Das war nicht ganz unbrisant», räumte Inseratechef Kilian Gasser gegenüber dem Klein Report ein, «wir haben das Thema intern diskutiert und schliesslich darüber abgestimmt, wobei es auch Gegenstimmen gab.» Den Ausschlag gab laut Gasser das finanzielle Argument: «Das ist eine Überlebensfrage.» Nach dem Motto des römischen Kaisers Vespasian, der eine WC-Steuer einführte und einem Kritiker eine Münze unter die Nase hielt mit den Worten: «pecunia non olet», Geld stinkt nicht.

Gasser war zuletzt Anzeigenleiter bei «Facts» und versucht seit anfangs 2002 die Einnahmen der WoZ zu verbessern, um Bettelaktionen zu vermeiden. Den früher sakrosankten Einheitslohn haben die WoZ-Macherinnen und –Macher zu diesem Zweck aufgeweicht: Redaktionsmitglieder verdienen weiterhin durchgehend 3900 Franken im Monat, die Inseratenaquisiteure kommen auf 4900 Franken – was im Fall von Chef Gasser etwa einem Drittel seines früheren «Facts»Gehalts entspricht. – Was früher war: Aus für «WoZ Luzern»